Niederlagen:Wer hat Schuld?

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Nicht nur nach einer sportlichen Niederlage, sondern auch wenn eine Beziehung zu Ende geht, geben wir allen die Schuld - außer uns selbst. (Foto: Priscilla du Preez/ Unsplash)

Einen Erfolg erklärt man sich mit der eigenen Leistung, eine Niederlage wird auf andere geschoben. So verhalten sich Menschen nicht nur im Sport, sondern auch im Beruf oder nach einer Trennung. Warum ist das so?

Von Sebastian Herrmann

Der Fußball hat der Welt so viel geschenkt - große Momente, unerträgliche Funktionäre sowie ein unerschöpfbares Reservoire an Floskeln. "Normalerweise sage ich ja nichts über den Schiedsrichter", beginnt eine dieser Satzmumien aus der Phrasengruft. Wie es dann weiter geht, weiß jeder: Es folgt ein Lamento über den gemeinen Schiedsrichter. Anlass zu so einer Anklage ist selbstverständlich eine Niederlage. Wenn die eigene Mannschaft verloren hat, dann muss das bekömmlich verdaut werden und dabei ist ein Schuldiger hilfreich. Sportler aller Disziplinen führen dann gerne externe Faktoren an - und wenn sie nicht auf den Schiedsrichter deuten, dann lag es am miesen Rasen, dem Wetter, dem unfairen Gegner und sonst etwas jenseits der eigenen Macht. Gibt es hingegen einen Erfolg zu feiern, betonen Sportler die eigene Leistung. "Kompliment auch an das ganze Team", lautet dann eine pseudobescheidene Floskel des Siegers. Aber bevor nun alle wissend grinsen, folgt ein kleiner Zwischenruf vom Spielfeldrand: Wie Psychologen beobachtet haben, ticken die Menschen auch in ihrer Eigenschaft als Partner, Arbeitnehmer und sämtlichen anderen Erscheinungsformen auf die gleiche Weise. Lief es gut, war man seines Glückes Schmied; lief es schlecht, lag es an den Umständen.

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