Naturschutz:Altlastensanierung: Eine Aufgabe für die Ewigkeit

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Die Sanierung verunreinigter Böden wird nach Einschätzung von Fachleuten in Thüringen auch in den nächsten Jahrzehnten weiter gehen. Der Fachkräftemangel könnte hier für Engpässe sorgen.

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Erfurt/Jena (dpa/th) - Bei der Beseitigung von Altlasten in Thüringer Böden ist trotz jahrzehntelanger Sanierungsarbeiten kein Ende in Sicht. „Aktuell sind für Thüringen 800 Altlasten statistisch erfasst“, sagte der Sprecher des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, Nils Fröhlich, auf Anfrage.

Die Sanierung laufe zwar seit Jahren kontinuierlich. Weil die Arbeiten aber teilweise sehr aufwendig seien und immer wieder neue Verdachtsflächen auftauchten, würden sie noch einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen.

Altlasten oft auf ehemaligen Industriestandorten

Regional gebe es in Thüringen keine eindeutigen Schwerpunkte mit Umwelt-Altlasten. Oftmals stünden sie in Verbindung mit einer vormals starken industriellen Nutzung, sagte Fröhlich. Das seien vor allem die Bereiche Metallverarbeitung und Glasindustrie, die in der Vergangenheit im großen Umfang schadstoffverseuchte Böden hinterlassen hätten.

Im Juni 2023 waren laut Statistik im Freistaat 10 166 altlastenverdächtige Flächen erfasst. Hinsichtlich des Schadensumfangs und der räumlichen Ausdehnung sei das ehemalige Teerverarbeitungswerk Rositz im Altenburger Land das bedeutendste Einzelprojekt in diesem Bereich im Freistaat. Auch stillgelegte Kali-Gruben aus DDR-Zeit sind ein großes Thema.

In vielen Fällen spielten insbesondere Verunreinigungen im Zusammenhang mit Mineralölprodukten, Teerprodukten, halogenierten Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen eine Rolle.

Sanierung immer eine Einzelfallentscheidung

Wie mit der jeweiligen Bodenbelastung umgegangen werde, sei vom Einzelfall und den damit verbundenen gesetzlichen Vorgaben abhängig, so Fröhlich. Je nach Gegebenheit würden Dekontaminations- oder Sicherungsmaßnahmen oder verschiedene andere Schritte zur Beseitigung oder Verminderung der physikalischen, chemischen oder biologischen Belastung des Bodens vorgenommen.

Dank der umfangreichen Erfassung aller potenzieller Verdachtsflächen im Freistaat sei es unwahrscheinlich, aber möglich, dass in den kommenden Jahren noch größere bislang unentdeckte historische Altlasten aufgespürt würden, so Fröhlich.

Bei der Suche nach Fällen neueren Datums folgten die Bodenexperten meist Hinweisen oder zögen Erfahrungswerte heran. Neufunde von Kontaminationen und anschließende Sanierungen träten zudem oft im Zuge der Erschließung von Baugebieten zutage. Grundsätzlich seien die Menschen beim Thema Altlasten sensibler und die Bereitschaft, etwas zu tun, sei größer geworden, sagte der Behördensprecher.

Es fehlen Bodenkundler in Thüringen

Negative Auswirkungen könne indes der Fachkräftemangel haben, sagte Tom Wetzling, Sprecher des Umweltministeriums. Bisher sei die Altlastbeseitigung in Thüringen ein kontinuierlicher Prozess. „Der Fachkräftemangel in den Bodenschutzverwaltungen, insbesondere von Bodenkundlern, lässt aber befürchten, dass auch der nachsorgende Bodenschutz - insbesondere die Altlastenbearbeitung - bei Entscheidungs- und Abwägungsprozessen nicht oder nicht ausreichend Einfluss nehmen kann.“

Eine juristische Auseinandersetzung gibt es zu den Altlasten des DDR-Kalibergs. Das Land versucht seit Jahren auf dem Klageweg eine Beteiligung des Bundes an den ökologischen Folgekosten für die Sicherung von stillgelegten Kali-Gruben zu erreichen.

Fachleute gehen laut Wetzling von kontinuierlichen Kosten von mehreren Millionen Euro jährlich aus. Nach einer erfolglosen Klage vor dem Bundesverfassungsgericht werde das aktuell noch laufende Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht abgewartet, so der Ministeriumssprecher.

© dpa-infocom, dpa:240120-99-683205/2

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