Lausitz:Millionen-Förderung für ökosoziale Modellvorhaben

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Tobias Schick (SPD, l-r), Oberbürgermeister von Cottbus, Ulrike Blumensath-Streidt, Leiterin Pädagogisches Zentrum für Natur und Umweltschutz, und Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen). (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die vom Kohleausstieg betroffene Lausitz wird beim Wandel zu einer nachhaltigen Region vom Bund unterstützt. Zwei Modellvorhaben werden gefördert. Das Ziel: ökologisches Bewusstsein und Gemeinsinn stärken.

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Vetschau/Cottbus (dpa/bb) - Zwei Lausitzer Modellvorhaben zur Umsetzung von ökologischen Nachhaltigkeitszielen im Strukturwandel haben vom Bundesumweltministerium eine Förderung von insgesamt 3,6 Millionen Euro erhalten. Bundesumweltministerin Steffi Lemke übergab am Montag gemeinsam mit Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (beide Grüne) die Förderschecks an das Pädagogische Zentrum für Natur und Umwelt (PZNU) in Cottbus und an das gemeinnützige Sozialunternehmen Spreeakademie im Vetschauer Ortsteil Raddusch. Das Geld kommt aus dem BMUV-Förderprogramm „Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen“(KoMoNa).

Fragen, wie eine ökologisch nachhaltige Zukunft gestaltet werden könne, beschäftigten besonders Kommunen und Akteure, die vom Kohleausstieg betroffen seien, erklärte Lemke. „Die geförderten Lern- und Begegnungszentren in Cottbus und Vetschau sind daher wichtige Orte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und können Vorbild für andere Kommunen sein.“

Das Förderprogramm richtet sich an Kommunen und andere Akteure wie etwa Hochschulen und Unternehmen aus Regionen, die vom Kohleausstieg betroffen sind. Im Lausitzer Revier, im Mitteldeutschen- und im Rheinischen Revier werden im laufenden Jahr über 85 Modellvorhaben mit einem Volumen von rund 80 Millionen Euro gefördert.

Schulgarten entwickelt sich zu Bildungsstätte für alle

Allein 2,4 Millionen Euro im Förderzeitraum bis Januar 2027 steht für das Pädagogische Zentrum für Natur und Umwelt (PZNU) in Cottbus bereit. Die Einrichtung, die vor 60 Jahren als Schulgarten begann, 1992 zur Umweltbildungseinrichtung wurde und all die Jahre von der Stadt unterstützt wurde, ist zu einem Lern- und Austauschort für eine nachhaltige Entwicklung geworden. Themen wie ökologischer Gartenbau, gesunde Ernährung oder die Folgen der Klimakrise und Maßnahmen zur Anpassung sollen praxisnah vermittelt werden.

Streuobstwiese, Outdoorküche, Bewässerung - Ökologie praxisnah

Auf dem knapp 1,5 Hektar großen Gelände gibt es unter anderem eine Streuobstwiese, ein Gewächshaus mit einem „Grünen Klassenzimmer“ und einen Seminarraum. Mit den Fördermitteln sollen unter anderem mehr Personal, eine Outdoorküche, um Obst und Gemüse verarbeiten zu können, und ein Naturteich finanziert werden. Bewässerungsanlagen, Anbauflächen für Obst und Gemüse sollen entstehen, die nach dem Prinzip der Permakultur bewirtschaftet werden. Zudem wird eine Agri-Photovoltaikanlage in die Anbauflächen integriert. Das Areal wird gemeinsam mit der Bevölkerung umgestaltet. In einem Reallabor sollen Vorhaben wie der Bodenschutz mit Kompostierung und Humusbildung anschaulich gezeigt werden.

„Wer mal hier war weiß, dass Gemüse nicht im Supermarkt wächst“, sagte der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) mit Blick auf den ehemaligen Schulgarten. Das „Kleinod“ über Jahre zu erhalten sei vor dem Hintergrund der Haushaltslage nicht selbstverständlich. Etwa 600.000 Euro gibt die Stadt aus Haushaltsmitteln für die Einrichtung. Es gehe um mehr Angebote und hauptamtliche Strukturen für wertvolle Bildungsarbeit, auch, um mehr Menschen erreichen zu können, sagte Schick.

Cottbuser Umweltbildungsstätte ist Novum

Bis zu 10.000 Schülerinnen und Schüler besuchten und nutzten das Zentrum pro Jahr, berichtete die pädagogische Leiterin Ulrike-Blumensath-Streidt. Ziel sei es, das Gelände für mehr Menschen zugänglich zu machen, darunter Hort-und Kitagruppen, ältere Menschen, Alleinerziehende und Menschen mit internationaler Familiengeschichte. Das Modellprojekt solle landesweit Strahlkraft entwickeln, so die Leiterin. „Sie haben mit diesem Gelände einen Schatz bewahrt“, sagte Lemke zu den Mitarbeitenden. „Ein Umweltbildungsort in dieser Größenordnung, in zentraler Lage und in kommunaler Trägerschaft - ich glaube, das ist einzigartig in Deutschland.“

Brandenburgs Umweltminister Vogel sieht die Einrichtung auch als Stärkung der Demokratiefähigkeit von Menschen. Sie könnten mitwirken und würden ermutigt, Nachhaltigkeit in die eigenen Hände zu nehmen und so den Wandel mitzugestalten. Menschen bei der Entwicklung ihrer Region zu beteiligen, könne auch „demokratiefeindlichen Kräften“ etwas entgegensetzen, machte er deutlich.

Akademie für nachhaltige Projekte in Gemeinden

Die Spreeakademie in Raddusch entwickelt mit den Fördermitteln in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro bis Dezember 2026 neue Bildungs- und Beteiligungsangebote. Es geht vor allem um ein Konzept zur nachhaltigen Gestaltung öffentlicher Grünflächen im ländlichen Raum unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger - etwa auf Friedhöfen, Dorfplätzen oder rund um Feuerwehr- und Gemeinschaftshäuser. Das Personal wird um fünf projektbezogene Stellen erweitert. Das Land Brandenburg übernimmt eine Kofinanzierung von rund 314.000 Euro.

© dpa-infocom, dpa:240129-99-796996/3

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