Meeresbiologie:Musik für unterwegs

Auch Buckelwale tauschen Musik aus (Foto: AFP)

Wenn Buckelwale auf ihren Tausende Kilometer weiten Wanderungen rasten, lauschen sie Gesängen von Artgenossen - und übernehmen sie.

Von Christoph von Eichhorn

Selten lässt sich neue Musik so ungestört genießen wie auf langen Flügen oder Autofahrten. Reist man in der Gruppe, lernt man - wohl oder übel - auch gleich die Playlists der Mitreisenden kennen, und erweitert damit vielleicht den eigenen Fundus. Nicht nur Menschen, auch Wale betreiben einen solchen kulturellen Austausch, wie Forscher im Fachblatt Royal Society Open Science berichten. Das Team um die Meeresbiologin Ellen Garland von der Universität St. Andrews in Großbritannien nahm dazu Gesänge von Buckelwalen nahe den Kermadecinseln im Pazifik auf. Vor dieser zu Neuseeland gehörenden Inselkette überlappen sich die Wanderrouten mehrerer Walpopulationen - eine Art großer Rastplatz im Ozean, wo Buckelwale während ihrer Wanderungen einige Tage haltmachen. Und offenbar ein Ort der kulturellen Begegnung: Wie die Meeresbiologen berichten, schnappen die Wale an solchen Kreuzungen wohl die Lieder auf, die in anderen Meeresregionen gesungen werden, und bauen sie später in die eigenen Gesänge ein. Daneben identifizierten die Forscher drei Grundtypen von Liedern, die in den jeweiligen Herkunftsregionen der Wale wohl besonders populär sind. Mit der Analyse der Gesänge wollen die Biologen auch ermitteln, wo genau die Wanderrouten der Wale verlaufen.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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