Kooperation:Geld schafft Vertrauen

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In großen anonymen Gruppen ist es mit dem gegenseitigen Vertrauen nicht so weit her. Es sei denn, eine Art Währung wird eingeführt.

Von Christian Weber

Seiner Fähigkeit zur Kooperation verdankt der Mensch zu großen Teilen seinen evolutionären Erfolg, doch wichtige Fragen sind unzureichend geklärt: Wie etwa schaffte er es, sich diesen Willen zur Zusammenarbeit in der Anonymität großer, moderner Gesellschaften zu bewahren? Schließlich entwickelten sich die Kooperationsfähigkeiten der Menschen über lange Zeiträume, in denen diese in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern zusammenlebten, wo sich alle gut persönlich kannten und jeder Regelverstoß sofort geahndet werden konnte.

Eine überraschende Antwort auf diese Frage liefert eine Forschungsgruppe um den Makroökonomen Gabriele Camera von der kalifornischen Chapman University im Fachmagazin PNAS (online). Ihre These: Es ist das Geld, was das notwendige Vertrauen zwischen den Menschen stiftet.

Die Forscher begründen ihre Annahme mit einer Reihe von spieltheoretischen Experimenten, bei denen die Teilnehmer - 448 Studenten - anderen anonymen Spielern helfen sollten, um dann auf eine spätere Gegenhilfe zu hoffen. Damit war gewährleistet, dass sich keine persönliche Beziehung zwischen den Versuchsteilnehmern entwickeln konnte, die zu einem individuellen Vertrauensverhältnis geführt hätte. Wie erwartet, kooperierten die Spieler am ehesten, wenn die Gruppen klein blieben; mit wachsender Gruppengröße brach das Vertrauen zusammen.

Erstaunlicherweise änderte sich das Verhalten, nachdem die Forscher eigentlich wertlose Spielsteine in das Experiment einführten, mit denen die Versuchsteilnehmer kooperatives Verhalten belohnen konnten. Insbesondere in großen Gruppen von bis zu 32 Studenten handelten diese nun deutlich vertrauensvoller.

"Einfach gesagt", so schreiben die Forscher, "die Fremden trauten einander nicht, aber sie setzten ihr Vertrauen in ein symbolisches Objekt, das sie weitergeben konnten." Dieses lasse sich mit dem Einsatz von Geld vergleichen, das ja auch auf dem Vertrauen basiere, dass es einen realen Wert repräsentiert.

© SZ vom 27.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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