Klimawandel:Und dicklich grüßt das Murmeltier

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In den Rocky Mountains werden die Sommer immer länger. Das Gelbbauchmurmeltier nutzt das aus, um Gewicht zuzulegen und mehr Nachwuchs zu zeugen.

Britta Verlinden

Murmeltiere der Rocky Mountains scheinen seit 1976 dicker, gesünder und fruchtbarer geworden zu sein. Da der Sommer im US-Bundesstaat Colorado im Zuge des Klimawandels von Jahr zu Jahr länger wird, erwachen die dort heimischen Gelbbauchmurmeltiere ( Marmota flaviventris) früher aus dem Winterschlaf, berichten Wissenschaftler des Imperial College in London in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature (Bd. 466, S. 482, 2010).

Dank längerer Sommer hat das Gelbbauchmurmeltier mehr Zeit, um sich Speck anzufressen. (Foto: dpa)

So hätten sie mehr Zeit, um Gewicht zuzulegen und Nachwuchs zu zeugen, so die Forscher. Über 33 Jahre hinweg beobachteten sie eine Murmeltierpopulation in den Rocky Mountains, versahen die Tiere mit Ohrmarken und fingen sie jedes Jahr mehrmals ein, um sie zu wiegen und zu untersuchen.

Die großen Nagetiere leben in 3000 Metern Höhe und halten normalerweise sieben bis acht Monate Winterschlaf. Futtern sich die Tiere vorher kein ausreichendes Energiepolster an, kann das für sie gefährlich werden: Während der Winterruhe verliert ein Murmeltier bis zu 40 Prozent seiner Körpermasse.

Ihre wachen Monate nutzen die Nager deshalb, um möglichst viel zu fressen. Da sich in der Heimat der Gelbbauchmurmeltiere nun offenbar die Winter durch den Klimawandel verkürzen und die Tiere früher wieder aktiv werden, legen sie mehr Gewicht zu und vermehren sich rascher als zuvor.

Brachte ein Murmeltier in der ersten Hälfte der Beobachtungszeit durchschnittlich nur drei Kilogramm auf die Waage, so waren es in der zweiten Hälfte nahezu dreieinhalb Kilogramm. Auch beim Nachwuchs legten die Nager deutlich zu: Von 1976 bis 2001 wuchs die untersuchte Population im Mittel nur um 0,56 Tiere jährlich - in den vergangenen Jahren kamen im Mittel je 14 Murmeltiere hinzu.

Allerdings vermuten die Forscher, dass die beobachteten Veränderungen eher kurzfristige Reaktionen der Tiere auf die verlängerte Wachstumsphase sind. Die langfristigen Folgen hingen davon ab, ob sich lange, trockene Sommer häufen. Nahrungsmangel könnte dann sowohl die Wachstumsraten drosseln als auch das Leben der Murmeltiere gefährden.

© SZ vom 22.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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