Klimagipfel:Westen will bei Schäden zahlen

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Die Industriestaaten planen Versicherungen für Naturkatastrophen und sagen dafür 420 Millionen Dollar zu. Diese Zusagen sollen die Verhandlungen in der zweiten Woche der Konferenz leichter machen.

Von Michael Bauchmüller, Paris

Vor Beginn der entscheidenden Woche beim Klimagipfel in Paris wollen die Industriestaaten neuen Schwung in die Verhandlungen bringen. So sagten die G-7-Staaten 420 Millionen Dollar für den Aufbau sogenannter Klimaversicherungen zu. Unabhängig davon veröffentlichte das Klimasekretariat der Vereinten Nationen eine Liste mit Beiträgen, die reiche Staaten für den Klimaschutz in Entwicklungsländern bereitstellen sollen. Je nach Berechnungen wären damit bereits rund 90 Milliarden Dollar erreicht - von 100 Milliarden Dollar, die ab 2020 jährlich bereitstehen sollen. Allerdings ist hier auch privates Kapital enthalten, das sich etwa durch Investitionszuschüsse mobilisieren lässt.

Diese Zusagen sollen die Verhandlungen in der zweiten Woche der Konferenz leichter machen als in der ersten. Seit dem Wochenende liegt zudem ein neuer Entwurf für den Vertrag vor. Er ist um einige Streitpunkte ärmer und besser strukturiert als sein Vorläufer. Von diesem Montag an übernehmen nun Minister aus aller Welt die Verhandlungen. "Auf sie wartet viel Arbeit", sagte Regine Günther, Klimaexpertin der Umweltstiftung WWF. Zwar schaffe der neue Entwurf mehr Klarheit. "Aber die meisten Konfliktpunkte sind nicht ausgeräumt worden." So ist nach wie vor umstritten, inwieweit Industrie- und Entwicklungsländer nach den gleichen Maßstäben gemessen werden sollen. Auch die heikle Frage einer langfristigen Haftung für Folgeschäden ist noch offen.

Die G-7-Initiative für Klimaversicherungen ist für ebensolche Schäden gedacht. Ganze Staaten können sich so für den Fall von Naturkatastrophen versichern, die mit dem Klimawandel zusammenhängen. Sie erhalten dann etwa im Falle eines Zyklons rasche Hilfe. Denkbar sind auch Versicherungen für Kleinbauern: Sie erhielten dann einen Ausgleich, wenn sie wegen Dürren Ernten verlören. Beim Gipfel in Elmau hatten sich die G-7-Staaten darauf verständigt, einen solchen Versicherungsschutz für 400 Millionen Menschen möglich zu machen. 180 Millionen Menschen sollen nun von den Zusagen in Paris profitieren. Entwicklungsländer fordern seit Langem einen Mechanismus, mit dem Schäden des Klimawandels ausgeglichen werden können. Industriestaaten sträuben sich.

Das neue Klimaabkommen, in dem erstmals alle Staaten freiwillig Selbstverpflichtungen übernehmen, soll bis Ende der Woche stehen. Es soll sicherstellen, dass die Staaten Emissionen drosseln und so die Erderwärmung bei höchstens zwei Grad stabilisieren. Dazu soll ein Überprüfungsmechanismus entstehen, der regelmäßig die Fortschritte überwacht. Seine Funktionsweise ist noch umstritten, ebenso die Konsequenzen, sollten die Staaten ihre eigenen Ziele verfehlen. Papst Franziskus forderte die Minister am Sonntag auf, mutige Entscheidungen zu treffen. Sie müssten sich die Frage stellen, "welche Art von Welt wir denen hinterlassen wollen, die nach uns kommen", sagte er beim Angelus-Gebet in Rom. Sie sollten "jede erdenkliche Anstrengung" unternehmen, um den Klimawandel aufzuhalten.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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