Klima:Wo bleibt der Regen?

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Forscher untersuchen einen alten Baum in den Bergen Chinas. (Foto: Liu Yu)

Eigentlich sollte der Monsun in Asien aufgrund der Erderwärmung stärker werden - stattdessen schwächelt er. Nun wissen Forscher, warum.

Von Marlene Weiß

In den vergangenen 80 Jahren hat der asiatische Monsun deutlich nachgelassen. Das zeigt die Vermessung von Jahresringen alter Bäume in den Bergen von Nord-Zentralchina durch Forscher um Yu Liu vom Labor für Loess- und Quaternär-Geologie im chinesischen Xian. Anhand der Daten konnten die Wissenschaftler erstmals die Intensität des asiatischen Monsuns in den vergangenen 448 Jahren rekonstruieren. Die im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlichten Ergebnisse legen dar, dass der starke Sommerregen, von dem fast die Hälfte der Weltbevölkerung betroffen ist, seit 80 Jahren schwächelt - und dass dieser Trend im betrachteten Zeitraum einmalig ist. Diese für die Wasserversorgung in Asien fatale Tendenz ist das Gegenteil von dem, was man in Zeiten der Erderwärmung erwarten würde. Eigentlich kann wärmere Luft mehr Flüssigkeit aufnehmen und bei Hitze verdunstet mehr Wasser, das macht Regenfälle vielerorts heftiger. Auch Daten aus vergangenen, wärmeren Erdzeitaltern wie dem Pliozän vor rund drei Millionen Jahren deuten darauf hin, dass der Monsun damals stärker war.

Doch die neuen Ergebnisse sind ziemlich eindeutig, weil das Klima-Archiv der Baumringe in der Region stark an den Monsun gekoppelt ist. Regnet es viel, wachsen die Bäume stark und der Ring wird breit, in trockenen Jahren bleibt er schmal. So zeigen die Jahresringe Dürreperioden wie in den Jahren 1928 und 1929 an, als in China mindestens eine halbe Million Menschen verhungerten. Oder die Hungersnot von 1586/87, als mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus der Provinz Gansu floh.

Die Wissenschaftler vermuten, dass Luftverschmutzung der Grund für den Rückgang der Regenfälle ist. Vor allem Schwefelverbindungen, die Industrie und Kraftwerke in Asien seit Jahrzehnten in die Luft blasen, schreiben sie eine wichtige Rolle zu: weil sie die Luft über dem Land kühlen, verringern sie den Temperaturunterschied zur Luft über dem Wasser, der wiederum den Monsun antreibt.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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