Geschichte:New York - Von Neu Amsterdam zur Welthauptstadt

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Das erste U-Bahn-Ticket, das in New York verkauft wurde (1904). (Foto: Christina Horsten)

New York (dpa) - Das allererste je verkaufte Ticket für die New Yorker U-Bahn, ein kleines Stückchen Papier "gültig für eine Fahrt auf jeder Linie". Eine handgeschriebene Gästeliste für das "Studio 54", irgendwo im Gekritzel ist der Name Ringo Starr zu entziffern.

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New York (dpa) - Das allererste je verkaufte Ticket für die New Yorker U-Bahn, ein kleines Stückchen Papier „gültig für eine Fahrt auf jeder Linie“. Eine handgeschriebene Gästeliste für das „Studio 54“, irgendwo im Gekritzel ist der Name Ringo Starr zu entziffern.

Milton Glasers erster Entwurf für den inzwischen weltberühmten „I love New York“-Slogan, mit rotem Stift auf einen gefalteten weißen Papierumschlag gezeichnet. Drei von mehr als 400 Objekten, die die Geschichte New Yorks mitbestimmt haben - von der kleinen Kolonie Neu Amsterdam zur Millionenmetropole und Welthauptstadt.

Nach fünf Jahren Planung wird diese Geschichte in der Stadt nun erstmals in einer Dauerausstellung gezeigt, auf rund 750 Quadratmetern im Museum of the City of New York direkt am Central Park in Manhattan. Zehn Millionen Dollar (etwa 9,4 Millionen Euro) habe das „mutige kuratorische Glücksspiel“ gekostet, schreibt die „New York Times“. Aber es sei letztendlich gelungen, eine „Metropolis, die ständig im Fluss ist“ zum zentralen Thema einer Ausstellung zu machen.

Geld, Vielfalt, Dichte und Kreativität haben die Kuratoren als prägende Grundpfeiler der rund 400-jährigen Geschichte der Stadt ausgemacht und diese dann in drei großen Ausstellungsräumen durchdekliniert: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.

Die Geschichte der Stadt beginnt als Hafen, wo die Niederländer Anfang des 17. Jahrhunderts landen. „Die Lage war der Schlüssel“, sagt der Co-Kurator Steven Jaffe. „Die Niederländer haben den besten natürlichen Tiefseehafen an der Atlantikküste für ihr Handelsunternehmen gefunden.“ Henry Hudson, nach dem heute der große Fluss benannt ist, der hier ins Meer fließt, und seine Kolonialisten trafen auf die Ureinwohner der Lenape. Diese matriarchalische Gesellschaft hatte schon seit 6000 Jahren in der Gegend gesiedelt. Einige Kontakte waren friedlich, aber die Kolonialherren breiteten sich auch rasant aus, kauften den Lanape ihr Land in unfairem Tausch ab und töteten viele von ihnen. Mitte des 17. Jahrhunderts lebten schon rund 1500 Einwanderer in Neu Amsterdam, sie sprachen 18 verschiedene Sprachen.

Ende des 17. Jahrhunderts übernahmen die Engländer die rasant wachsende Stadt und benannten sie in New York um. Einwanderer aus vielen Teilen der Welt kamen hinzu, angezogen auch von der Garantie religiöser Freiheit. Die Enge führte zu Problemen: Krankheiten plagten die Stadt, 1776 zerstörte ein Feuer ein Viertel der Gebäude. Zwischen 1789 und 1790 war New York kurz die Hauptstadt des unabhängig gewordenen Amerikas, Handel und Banken brachten die „Empire City“ zurück auf Wachstumskurs - und zogen neue Einwanderer an.

Anfang des 20. Jahrhunderts lebten schon fast 3,5 Millionen Menschen in New York. „Es war ein Wirbelwind ambitionierter Unternehmungen mit nie zuvor gesehener Einwanderung in urbaner Enge“, sagt Co-Kuratorin Sarah Henry. „Das 20. Jahrhundert war eine Achterbahn von einschüchternden Krisen, die zu beeindruckender Neuerfindung geführt haben.“ Wolkenkratzer wachsen in die Höhe, die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre bringt Armut und Verzweiflung, gefolgt von neuem Wachstum.

In den 70er Jahren steht New York noch einmal kurz vor dem Ruin, gleichzeitig floriert die Kunst. In den 80er Jahren bringen Drogen Gewalt und die Aids-Epidemie Leid mit sich, in der Bronx entstehen Hip-Hop und Grafitti. Danach erholt sich die Stadt bis zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001, der wohl schwärzesten Stunde der Stadt. Aber auch danach erfindet sie sich neu - heute mit einem Fokus auf Parks und Fahrradwegen.

All das erzählt die Schau mit Objekten, Installationen und Videos von „echten New Yorkern“, wie beispielsweise dem Rapper Jay Z oder dem Banker David Rockefeller. Ein Drittel der Ausstellung aber ist der Zukunft der Stadt gewidmet: Wie kann man hier angesichts steigender Mieten und Preise noch leben, arbeiten und seine Freizeit verbringen? Besucher können ihren Teil zur Lösung beitragen und sich beispielsweise am Entwurf eines Wolkenkratzers versuchen. „Es lässt einen in die Schuhe eines Stadtentwicklers wie Robert Moses steigen“, sagt die Co-Kuratorin Sarah Henry. Die Museumschefin Whitney Donhauser ergänzt: „Und es zeigt, dass es die perfekte Lösung nicht gibt.“

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