Spanische Forscher arbeiten an einem Scanner, der Personen anhand ihres persönlichen Körpergeruchs identifizieren soll. Es gebe erkennbare Muster im Geruch, die stabil bleiben, schreibt die Gruppe "Biometrik, Biosignale und Sicherheit" der Universität Madrid. Dieser chemische Fingerabdruck könne genutzt werden, um Einzelpersonen etwa an Flughäfen zu erkennen.
Angesichts wachsender Touristenströme scheine es "angemessen, biometrische Techniken einzuführen, um Personen zu identifizieren", schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Knowledge-Based Systems. Für erste Versuche im vergangenen Jahr gaben 13 Personen eine Schweißprobe ihrer Hände ab. Diese Proben schickten die Forscher in einem Spektrometer auf einen chemischen Hindernislauf: Je nach Zusammensetzung des Geruchs entstand in diesem Gerät ein einzigartiges Duftprofil, ähnlich wie ein Fingerabdruck. Mit dieser Datenbank versuchten die Forscher dann in einem zweiten Durchlauf, Einzelpersonen anhand ihres Geruchs zu identifizieren. Den Scanner entwickelt die Firma Ilía Sistemas, die Wissenschaftler werteten nur deren Daten aus.
Alte DDR-Methode
Die Idee, den Geruch als biometrisches Merkmal zu nutzen, ist nicht ganz neu. Bereits das Ministerium für Staatssicherheit der DDR baute ein Archiv von Geruchsproben auf, die Agenten auf geheimen Wegen mutmaßlichen Dissidenten entlockten. Noch heute lassen sich in der Birthler-Behörde in Berlin Einmachgläser besichtigen, die den Geruch der DDR-Opposition enthalten, konserviert auf bräunlichen Tüchern. Selbst nach der Wiedervereinigung griff der Staat kurz zu diesem Mittel: Im Rahmen der Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 nahm die Generalbundesanwaltschaft Geruchsproben von Globalisierungsgegnern. Die Aktivisten mussten kleine Eisenstangen mit schwitzigen Händen berühren, wusste Zeit Online zu berichten.
Selbst die EU fördert im 7. Forschungsrahmenprogramm die Schnüffelei. Mit "Sniffer" und "Doggies" widmen sich mindestens zwei millionenschwere Projekte dem Erschnüffeln von Personen. Die EU möchte mit den Technologien im Grenzschutz illegale Einwanderer automatisiert erriechen.
Die Idee hat also Konjunktur, doch ist sie realistisch? "Wenn Sie genau wissen, wonach Sie suchen, ist es möglich", sagt die Biologin und Geruchsforscherin Elisabeth Oberzaucher von der Universität Wien. So würden elektronische Nasen schon eingesetzt, um etwa Sprengstoff oder Drogen aufzuspüren. "Aber einen menschlichen Geruch wie einen Fingerabdruck zu erkennen, geht technisch vermutlich nicht", sagt Oberzaucher.
"Technischer Overkill"
Denn menschlicher Geruch ist enorm flüchtig: Es gibt zwar Grundmuster, die jedem zu eigen sind. Doch schon Krankheiten verändern die Duftmarke, Hormone und der weibliche Zyklus spielen eine Rolle. Dazu überlagern Deodorants, Parfüms und Lotionen den Körpergeruch künstlich. Und vieles davon, was man aneinander riecht, produziert der Körper gar nicht selbst, sondern stammt von Bakterien auf der Haut. All das interagiert miteinander und verschmilzt zu einem komplexen olfaktorischen Gesamtwerk, das sich ständig ändert. "Das zu analysieren, ist ein technischer Wahnsinns-Overkill", sagt Oberzaucher.
Bei eigenen Untersuchungen an der Uni Wien stellte Oberzaucher etwa fest, dass es etwa bei nahen Verwandten schon so gut wie unmöglich ist, sie olfaktorisch auseinanderzuhalten. Die spanischen Forscher hatten zwar eine Trefferquote von rund 85 Prozent, doch bei 13 Personen ist das noch sehr wenig. Selbst wenn es nur diese 13 Menschen auf der Welt gäbe, würde der Scanner noch rund jedes siebte Mal versagen.
Mehr über die Zusammensetzung menschlicher Ausdünstungen zu erfahren, könnte allerdings auch anderen Zwecken dienen: Die Spanier möchten so auch herausfinden, ob sich etwa Tumore anhand des Atems mit solchen Geruchsscannern frühzeitig erkennen lassen. Allerdings sind die Ingenieure hier hinterher: Es gibt etwa schon speziell trainierte Hunde, die Lungenkrebs erschnüffeln können.