Flugzeuge:Die Nasa plant neuen ultraschnellen Passagierjet

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Ein Entwurf des Flugzeugherstellers Lockheed Martin für ein leiseres Überschallflugzeug. (Foto: Lockheed Martin/NASA)

Auf den Spuren der Concorde: Schon bald sollen Flugzeuge mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit über den Atlantik fliegen.

Von Alexander Stirn

Elegant war sie schon, die Concorde. Mit ihrem schlanken Rumpf, der spitzen Nase und den pfeilartigen Flügeln begeisterte die "Königin der Lüfte" nicht nur Flugverrückte. Ansonsten machte der Überschall-Jet aber nur Probleme. Eines der größten: Auf dem Weg von Paris nach New York musste die Concorde zunächst wie ein normaler Jet vor sich hin zuckeln. Erst vor der britischen Küste konnte der Nachbrenner gezündet werden - zu laut war der Überschallknall. An einen Flug über Land war nicht zu denken.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Inzwischen arbeiten Flugzeugbauer allerdings an Alternativen. Mit neuen Materialien, optimierten Flugzeugformen und ungewöhnlichen Flugbahnen wollen sie den Lärm reduzieren - und dem kommerziellen Überschallflug doch noch zum Durchbruch verhelfen. "Die Entwicklung, der Bau und der Test eines leisen Überschallflugzeugs ist der nächste logische Schritt, wenn Reisen mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit Realität werden sollen", sagt Jaiwon Shin, Leiter der Luftfahrtforschung bei der US-Raumfahrtagentur Nasa.

Schon 2020 könnte ein Prototyp fliegen

Die Behörde hat am Dienstag bekannt gegeben, 20 Millionen Dollar (etwa 18 Millionen Euro) in leise Überschalltechnik zu investieren. Der Flugzeughersteller Lockheed Martin soll dafür einen Designentwurf erstellen, ihn analysieren und im Windkanal testen. Läuft alles wie geplant - und lässt sich zusätzlich Geld auftreiben - könnte 2020 ein verkleinerter Prototyp fliegen.

Im Zentrum der Nasa-Forschung steht eine neuartige Form des Rumpfes, verbunden mit einer neuen Oberflächenstruktur. Bei herkömmlichen Flugzeugen kommt die Druckwelle, die ein Überschalljet an der Nase und am Heck erzeugt, komprimiert am Boden an; sie wird als lauter Doppelknall empfunden. Bei der neuen Technologie versucht die Nasa, dies zu entzerren: In Simulationen ähnelt das Geräusch einem lauten Herzschlag. Ein möglicher Prototyp soll zeigen, ob das auch in der Praxis funktioniert - und wie die Menschen am Boden darauf reagieren.

Die Probleme sind dieselben wie bei der Concorde: zu teuer, zu ineffizient

Auch der europäische Flugzeugbauer Airbus macht sich Gedanken über ultraschnelle Flugzeuge. Bereits vor fünf Jahren präsentierten Ingenieure auf der Pariser Luftfahrtmesse eine erste Studie: Zehst - Zero Emission High Speed Transport -, den emissionsfreien Hochgeschwindigkeitsflieger. Vergangenes Jahr haben die Europäer in den USA ein Patent dafür erhalten. Der Jet soll zunächst mit konventionellen Triebwerken auf fünf Kilometer Höhe klettern, einen Raketenantrieb zünden und dann beinahe senkrecht bis auf 30 Kilometer steigen. Durch die steile Bahn käme kaum ein Knall am Boden an.

Airbus betont aber, dass dies nur ein Patent unter vielen sei, und dass Überschalljets noch immer unter denselben Problemen leiden wie einst die Concorde: zu teuer, zu ineffizient. Ingenieure sehen die größten Chancen der neuen Technologie daher in einem Bereich, in dem Geld keine große Rolle spielt: Privatjets. So entwickelt die US-Firma Aerion derzeit gemeinsam mit Airbus einen Überschalljet für zwölf Passagiere. Erste Bestellungen seien bereits eingegangen. Die Kunden müssen sich allerdings noch gedulden: Ein Erstflug ist für das Jahr 2021 geplant.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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