Ernährung:Wetter treibt Preis für Gemüse in die Höhe

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Bohnen, Erbsen, Paprika, Eisbergsalat, Gurken, Zucchini und Paprika sind derzeit deutlich teurer als gewohnt. (Foto: dpa)

Der strenge Winter in Südeuropa hat die Ernte ruiniert, das macht Salat, Gurken, Zucchini und Paprika rar. Viren könnten im Frühjahr neue Probleme schaffen.

Von Hanno Charisius

Supermarktketten in England rationieren schon den Salat. Nur noch drei Köpfe darf ein Kunde bei Tesco mitnehmen, keinesfalls mehr. Bei anderen Händlern gibt es sogar nur zwei. Und wer überhaupt so viel Salat einpacken möchte, muss dafür über ein solides Einkommen verfügen - innerhalb weniger Tage stiegen die Preise für Kopfsalate um 50 bis 300 Prozent. Im Tesco-Online-Shop ist Eisbergsalat schon ganz ausverkauft.

Auch in Deutschland haben die Preise für Importgemüse in den letzten Wochen stark angezogen. Nach Angaben der Bonner Marktforschungsgesellschaft Ami kostete ein Kopf Salat vor genau einem Jahr gut 70 Cent, momentan bezahlt man in vielen Supermärkten zwei Euro dafür.

Schuld daran ist aber nicht die wachsende Zahl von Vegetariern und Menschen, die sich vegan ernähren. Sondern das Wetter. Starkregen, Schnee und Frost haben im Süden Europas große Teile der Gemüseernte zerstört. Unter der Last von Schnee und Eis brachen die Plastiktunnel auf vielen Plantagen zusammen, die das Gemüse vor Kälte schützen sollen. Nicht nur dem Eisbergsalat ist es deshalb zu kalt. Auch Gurken, Zucchini, Paprika und andere Importsorten sind teils doppelt bis drei Mal so teuer wie im Vorjahr - wenn man sie derzeit überhaupt noch zu kaufen bekommt - und kosten sogar oftmals noch mehr als Fleisch. Zwei Drittel des Gemüses in deutschen Supermärkten werden importiert, das meiste stammt aus Spanien und Italien.

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Ein Virus befällt Erbsen und Bohnen

Marktanalyst Hans-Christoph Behr von der Ami glaubt nicht, dass auch in Deutschland bald Gemüse rationiert verkauft wird. "Die Preise entspannen sich schon wieder etwas." Wer derzeit sparen will, muss aber weiter zu heimischen Sorten aus dem Lager greifen, die im Herbst geerntet wurden: Weißkohl und Möhren sind derzeit sogar billiger als in früheren Jahren. Auch die übrigen Kohl- und Wurzelgemüsesorten sind nicht zu Luxusprodukten mutiert.

Doch im kommenden Frühjahr stehen neue Probleme bevor, dann auf deutschen Äckern: Ein Virus hat sich in den vergangenen Jahren ausgebreitet, das Erbsen, Bohnen und verwandte Pflanzen befällt. Im Jahr 2009 entdeckten Forscher des Julius Kühn-Instituts (JKI) diesen Erreger zum ersten Mal auf grünen Erbsen. Im vorigen Jahr erschrak der Pflanzenpathologe Heiko Ziebell vom JKI, als er entdeckte, dass der Erreger mittlerweile auch andere Pflanzen aus der Familie der Leguminosen infiziert, dazu zählen verschiedene Bohnensorten, aber auch Klee und Linsen. Die Ernte mancher Bauern war ein Totausfall.

Die Bundesregierung hat den Anbau von Leguminosen stark gefördert, unter anderem, weil sie als Futterpflanzen dem Vieh wertvolles Protein liefern. Von 2012 bis 2015 hat sich die Anbaufläche dieser Pflanzen in Deutschland fast verdoppelt. Wenn das Virus in der kommenden Saison diese Felder zerstört, könnten auch noch die Fleischpreise steigen.

In diesem Fall macht der kalte Winter immerhin Hoffnung: Blattläuse übertragen das Nanovirus von Pflanze zu Pflanze. Der Frost könnte die Überträger stark dezimiert haben, hofft Ziebell. Allerdings gesteht er, dass noch niemand wisse, wo sich der Erreger in der kalten Jahreszeit versteckt.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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