Erfolg und Charakter:Mächtige Heuchler

Zweierlei Maß: Menschen mit Macht und Einfluss handeln offenbar privat oft ganz anders, als sie es öffentlich von anderen fordern.

Macht macht heuchlerisch. Doch dies gilt offenbar vor allem für Machthaber, die ihren Einfluss nicht durch harte Arbeit erlangt haben, stellt ein niederländisch-amerikanisches Psychologenteam in der Fachzeitschrift Psychological Science fest.

Was verbirgt sich hinter der Fassade? Bei Machtmenschen offenbar häufig nichts Gutes. (Foto: Foto: iStock)

"Diese Forschung ist gerade vor dem Hintergrund der großen Skandale von 2009 bedeutsam, bei denen es darum ging, dass das private Verhalten von Machthabern in eklatantem Widerspruch zu dem stand, was sie öffentlich propagierten", sagt Adam Galinsky von der Northwestern University.

Die Forschung zeige, dass Macht und Einfluss zu einem ernsten Missverhältnis zwischen privatem Verhalten und öffentlichen Äußerungen führt. "Die Mächtigen sind sehr streng in der Beurteilung des Verhaltens von anderen, während sie in Bezug auf ihre eigenen Handlungen sehr nachsichtig sind."

Galinsky und seine Kollegen von der Universität im holländischen Tilburg hatten in mehreren Experimenten Versuchspersonen in Rollenspielen agieren lassen. In den Spielen konstruierten die Forscher moralische Dilemmata, die mit Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung, mit Steuererklärungen oder der Rückgabe eines gestohlenen Fahrrads zu tun hatten.

Auch Versuchspersonen, die im normalen Leben nicht Minister oder Vorstandsmitglieder waren, zeigten schnell Verhaltensweisen, mit denen reale Machthaber wegen moralischer Verfehlungen in die Schlagzeilen geraten sind. So erregten sich Versuchspersonen in der Rolle des Mächtigen über zu hohe Spesen ihrer Bediensteten, betrogen aber selbst gerne.

© SZ vom 31.12.2009/01.01.2010wsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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