Erdmännchen:Der Chef guckt zu

Die Arbeitsteilung bei Erdmännchen ist nicht immer vorbildlich: Bei schwer zugänglicher Nahrung lassen dominante Tiere rangniederen Artgenossen den Vortritt. Schließlich können sie diesen die Beute einfach wegnehmen.

Katrin Blawat

Erdmännchen fressen gern Skorpione. Was aber tun, wenn die Beute in einen Behälter eingesperrt ist, der sich nur mit Tricks öffnen lässt? Die Wüstentiere können solche Hürden überwinden, wobei überraschenderweise vor allem die rangniederen Tiere den Schließmechanismus erfolgreich betätigen.

Warum soll sich der Erdmännchen-Chef abrackern, wenn er seinen unterlegenen Artgenossen die Früchte ihrer Arbeit einfach wegnehmen kann? (Foto: Miles Roberts)

Das haben Alex Thornton von der University of Cambridge und Jamie Samson vom Kalahari-Erdmännchen-Projekt in Südafrika nach Versuchen mit sieben Gruppen freilebender Erdmännchen festgestellt ( Animal Behaviour, online).

Die Forscher beobachteten, dass vor allem rangniedere Erdmännchen am Schließmechanismus herumprobierten. Die Anführer hingegen schauten höchstens zu.

Dominante Tiere haben es vermutlich nicht nötig, selbst ihr Geschick auszuprobieren, vermuten die Forscher. Sie können die Beute auch einfach den unterlegenen Artgenossen stehlen.

Obwohl die rangniedrigen Erdmännchen oft an die Beute gelangten, seien sie dabei nicht besonders clever vorgegangen, berichten die Forscher. Statt zu verstehen, wie das Schloss funktioniert, hätten die Tiere hartnäckig herumprobiert.

Das kostet zwar Zeit und Energie. Trotzdem lohnt sich diese Strategie vermutlich, da sie bei der Nahrungssuche kaum auf die Hilfe ihrer Gruppenmitglieder zählen können.

© SZ vom 25.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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