Klima:El Niño hat begonnen

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Der letzte El Niño im Jahr 2016 trug in Kolumbien zu einer schweren Dürre bei - andernorts in Südamerika führte er zu Überschwemmungen. (Foto: John Vizcaino/REUTERS)

Das Klimaphänomen dürfte sich nach Einschätzung von US-Forschern in den kommenden Monaten weiter verstärken. Damit stehen der Welt neue Wetterextreme bevor.

Von Christoph von Eichhorn

Das seit einiger Zeit erwartete Klimaphänomen El Niño hat nach Einschätzung der US-Atmosphärenbehörde NOAA begonnen. Darauf deuten erhöhte Temperaturen im Pazifik und veränderte Luftströmungen hin, wie die Experten vor einigen Tagen erklärten. Der Welt stehen dadurch in den nächsten Monaten wohl neue Wetterextreme und Temperaturrekorde bevor.

El Niño, spanisch für "Christkind", tritt etwa alle zwei bis sieben Jahre auf und beeinflusst das Wetter quer über den Globus. "Je nach Stärke kann El Niño eine Reihe von Folgen haben, etwa das Risiko von starkem Regenfall oder von Dürren in bestimmten Weltregionen erhöhen", wird die Klimaforscherin Michelle L'Heureux in einer Mitteilung der NOAA zitiert.

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Das Klimaphänomen entsteht aber stets im Pazifik. Steigt die Oberflächentemperatur des Wassers in bestimmten Regionen des Ozeans innerhalb kurzer Zeit stark an, so ist dies ein deutlicher Hinweis auf einen beginnenden El Niño. Dies sieht die NOAA nun als gegeben an - so liegen die Temperaturen im zentralen Teil des tropischen Pazifiks derzeit um 0,8 Grad Celsius über den langjährigen Durchschnittswerten. Zwischen Peru und den Galápagos-Inseln ist das Wasser sogar 2,3 Grad wärmer als sonst.

Wärmere Winter in Europa, Waldbrandgefahr im Amazonas

Ein weiteres Indiz: Die Wettermuster in der Pazifik-Region haben sich zuletzt spürbar verändert. Für gewöhnlich ist das Wasser im westlichen Teil des Ozeans bei Indonesien recht warm, wodurch warme Luft aufsteigt. In höheren Schichten der Atmosphäre strömt diese Luft Richtung Osten, wo sie sich wieder absetzt. An der Oberfläche weht der Wind dann in umgekehrte Richtung, zurück nach Indonesien. Doch diese sogenannte Walker-Zirkulation hat sich in den letzten Wochen stark verlangsamt, für Klimaforscher ein entscheidendes Kriterium für einen El Niño.

Dass dieser das Wetter an vielen Orten der Welt beeinflusst, liegt unter anderem an seiner Wechselwirkung mit dem Jetstream. Dies sind Bänder von Höhenwinden, die sich in West-Ost-Richtung über den Globus ziehen. Ist das Wasser im Pazifik rund um den Äquator erwärmt, steigt von dort mehr warme Luft auf, die den Jetstream beeinflusst. Dadurch erreichen beispielsweise mehr Stürme und ergo mehr Niederschläge den südlichen Teil der USA, während es in Kanada eher heißer wird. Indonesien, Australien oder das Amazonas-Becken bekommen tendenziell weniger Regen ab, was das Risiko von Waldbränden erhöht. In Mitteleuropa sind Winter unter dem Einfluss des Wetterphänomens tendenziell wärmer. Auch global ist in den nächsten Monaten mit weiter steigenden Temperaturen zu rechnen, noch verstärkt vom Einfluss des Klimawandels.

Wie massiv die Folgen von El Niño ausfallen, hängt maßgeblich von seiner Stärke ab, wofür wiederum die Temperatur-Anomalien im Pazifik ausschlaggebend sind. Da diese schon jetzt recht groß sind, liegt die Möglichkeit eines "starken" El Niño laut NOAA derzeit bei 56 Prozent. Absehbar ist schon jetzt, dass El Niño bis zum Winter immer weiter an Stärke gewinnen dürfte.

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