Coronavirus:Erreger im Dromedar

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Viele Kamele sind mit dem Mers-Corona-Virus infiziert. Haben sich Menschen bei den Tieren angesteckt? (Foto: REUTERS)

Vor allem im arabischen Raum haben sich etliche Menschen mit dem Mers-Coronavirus angesteckt. Nun gibt es einen neuen Verdacht, woher der Erreger stammen könnte: Viele Dromedare in Oman sind mit dem Virus oder einem eng verwandten Erreger infiziert.

Von Katrin Blawat

Wie haben sie zueinander gefunden, das Mers-Virus und der Mensch? Seit vergangenem Jahr hat der Erreger mindestens 94 Menschen infiziert, vor allem im arabischen Raum. Wie, wo und bei wem sie sich angesteckt haben, ist meist jedoch unklar.

In Einzelfällen war wohl ein anderer Erkrankter die Quelle, doch scheinen solche Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sehr selten zu sein. Im Fokus stehen stattdessen Tiere, vor allem Fledermäuse. Sie beherbergen viele Coronaviren, zu denen auch der Sars-Erreger zählt. Er verursacht ähnliche Lungen-Symptome wie das Mers-Virus.

Allerdings kommen Menschen kaum direkt mit den nachtaktiven Fledermäusen in Kontakt. Gibt es also vielleicht einen tierischen Zwischenwirt? Kamele zum Beispiel? Sie stehen schon länger im Verdacht, da einige Patienten von Besuchen bei Kamelrennen und -märkten berichtet hatten.

Zumindest die Dromedare in Oman sind tatsächlich verbreitet mit dem Mers-Virus oder einem eng verwandten Erreger infiziert. So lautet das Ergebnis der ersten Studie, für die Forscher das Blutserum wichtiger Nutztiere nach Hinweisen auf eine Mers-Infektion hin untersucht haben ( Lancet Infectious Diseases, online). Das Team um Chantal Reusken vom Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit in Bilthoven in den Niederlanden suchte im Blut von 155 Dromedaren, einigen weiteren Kamelen, 80 Rindern und je 40 Schafen und Ziegen nach Antikörpern, die als Reaktion auf eine Mers- oder eine nah verwandte Infektion gebildet werden.

Die Tiere stammten aus Spanien, den Niederlanden, Chile und Oman. Bei keinem der aus Europa stammenden Rinder, Schafe und Ziegen wurden die Forscher fündig - dafür aber bei allen untersuchten Dromedaren aus Oman sowie überraschenderweise bei 15 der 105 gescreenten Dromedare von den Kanarischen Inseln. Allerdings konnten die Tests nicht mit Sicherheit zeigen, dass die Tiere mit exakt dem gleichen Virus infiziert waren wie er unter Menschen kursiert. Auch scheint das Virus die Kamele nicht krank zu machen. Von den bekannt gewordenen menschlichen Patienten ist hingegen fast die Hälfte gestorben. Patienten aus Oman sind hingegen bislang nicht bekannt.

So steht noch immer nicht fest, ob tatsächlich Dromedare die Überträger der Viren sind. Diesen Boten aber muss man kennen, um die Verbreitung des Erregers eindämmen zu können.

© SZ vom 09.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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