Brasilien:Eine andere Forschungskultur

Lesezeit: 1 min

Von Felicitas Witte

"Ich möchte einfach super sein in der Forschung, und dafür muss ich mit den besten Experten arbeiten." Deshalb studiert Gabriel Gomes in den USA. "Auch wenn es bei mir zu Hause in Brasilien vielleicht Leute gäbe, die exzellente Forschung machen: Es wird viel zu wenig in die Forschung investiert, und deshalb geht es zu langsam voran."

Gabriel studierte zunächst Chemie in Rio de Janeiro. Am zweiten Tag erzählte ihm ein Professor, alles in der Chemie ließe sich auf die Schrödinger-Gleichung zurückführen. "Ich verstand zwar überhaupt nichts, aber ich wollte unbedingt in seinem Team arbeiten." Während eines Praktikums an der University of Florida lernte der heute 28-Jährige den Chemie-Professor Igor Alabugin kennen. "Er ist einer der intelligentesten und fleißigsten Leute, die ich jemals getroffen habe", erinnert sich Gabriel. Ein Job in seinem Labor würde ihm helfen zu verstehen, wie Moleküle und chemische Reaktionen funktionieren.

Zwei Monate später begann er tatsächlich seine Doktorarbeit bei Alabugin, er forscht über stereoelektronische Effekte. "Die helfen einem zu verstehen, ob eine chemische Reaktion klappt oder nicht", erklärt er. "Mit den Erkenntnissen könnte man neue Medikamente oder Materialien entwickeln." In Brasilien wird zwar auch darüber geforscht, aber längst nicht in dem Ausmaß, sagt der junge Wissenschaftler. Abgesehen davon sei die Forschungskultur eine ganz andere. "Hier in den USA muss man sich als Gruppenleiter mit viel weniger Bürokratie herumschlagen, es gibt mehr Geld und viel mehr Möglichkeiten. Damit ist man mit der Forschung an allererster Front." In den USA würden die Dozenten ihre Studenten regelmäßig sehen und begleiten sie. "Das spornt an", sagt Gabriel. "Die USA investieren in junge Forscher - das ist eine der Stärken der US-amerikanischen Lehre." Das Einzige, was er vermisst, ist das Essen. Zum Beispiel Pão de queijo, die brasilianischen Käsebällchen.

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: