Bohrung in der Antarktis:3768 Meter unter dem Eis

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Ein Bohrteam aus Russland ist der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge in der Antarktis bis zum Wostoksee in fast vier Kilometern Tiefe durchgestoßen. Das Gewässer ist wahrscheinlich seit 15 Millionen Jahren von der Außenwelt isoliert.

Christopher Schrader

Russische Forscher haben offenbar am vergangenen Montag den Wostoksee angebohrt. Das Gewässer liegt unter fast vier Kilometern antarktischem Eis und ist wahrscheinlich seit 15 Millionen Jahren von der Außenwelt isoliert.

Die Besatzung der russischen Antarktis-Station Wostok am 5. Februar 2012. Wahrscheinlich haben die Russen den Wostoksee unter dem Eis angebohrt. (Foto: AP)

Den See zu untersuchen, ist seit Jahren das international umstrittene Ziel der Russen. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti teilte nun unter Berufung auf eine ungenannte Quelle mit, das Bohrteam sei in einer Tiefe von 3768 Metern zur Oberfläche des Sees durchgestoßen. Eine offizielle Bekanntgabe der Nachricht behält sich wahrscheinlich die russische Regierung vor.

Forscher halten es für möglich, dass sich in dem Wasser eine eigene Bakterienfauna entwickelt hat, zumal am Grund des Wostoksees hydrothermale, heiße Quellen sitzen könnten. Aus ebendiesem Grund ist das Projekt umstritten: Es wird befürchtet, das Bohrteam könnte das einzigartige Ökosystem beim ersten Kontakt mit oberirdischen Mikroben oder technischen Bohrflüssigkeiten verseuchen.

Die Russen sahen daher vor, auf den letzten Metern einen sterilen Bohrkopf zu verwenden, der sich durch das Eis schmilzt. Er sollte kurz vor der Wasseroberfläche anhalten und zurückgezogen werden. Künstlicher Unterdruck im Bohrloch hätte dann Wasser aus dem See einige Dutzend Meter nach oben gesogen, wo es festfrieren sollte.

Aus diesem Eispropfen will das Team im kommenden Dezember Proben gewinnen. Nach Angaben des Direktors des russischen Antarktisprogramms, Valery Lukin, hätten am Montag fast alle Forscher die Wostok-Station mit dem letzten Flugzeug der Saison verlassen.

Lukin konnte den Durchbruch gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Nature nicht bestätigen. Man müsse erst Daten von den Sensoren an der Bohrerspitze näher analysieren, sagte er. In den kommenden Jahren wollen die Forscher auch ein Mini-U-Boot in den Wostoksee setzen, das Proben vom Sediment am Boden des Gewässers mitbringt.

© SZ vom 09.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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