Biologie:Milben bleiben Menschen über Generationen treu

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Jeder Mensch trägt Milben im Gesicht und auf dem Kopf. Die DNA der Tierchen verrät Erstaunliches über ihre Lebensart.

Von Felix Hütten

Die meisten Menschen möchten wahrscheinlich gar nicht wissen, was in und auf ihrem Körper lebt. Tatsächlich aber sind sie nie allein: In den Haaren und Augenbrauen tummeln sich (meist ungefährliche) und mit bloßem Auge nicht sichtbare Milben. Diese haben nun ein Team um Forscher Michael Palopoli vom Bowdoin College in Brunswick (USA) genauer untersucht. Die Wissenschaftler entnahmen 70 Probanden von unterschiedlicher Herkunft Haarbalgmilben aus dem Gesicht und analysierten deren DNA. Das Ergebnis: Teile des Erbguts der Milben unterschieden sich je nach Herkunft der Probanden. Milben von Menschen mit afrikanischen oder asiatischen Wurzeln tragen Merkmale, die bei den Parasiten europäischer oder amerikanischer Probanden nicht zu finden sind.

An einzelne Menschen angepasst

Die Forscher entdeckten eine weitere Besonderheit. Die Tiere mit dem sperrigen Namen Demodex folliculorum blieben ihrem Wirt treu, selbst wenn dieser seinen Heimatkontinent verlassen hat. So fanden die Wissenschaftler bei Amerikanern, deren Vorfahren aus Europa stammen, noch immer europäische Milben. Diese Erkenntnis stärkt die These der Forscher, dass die unterschiedlichen Milben eine bestimmte Umgebung bevorzugen. Die Tiere könnten sich im Laufe ihrer Entwicklung an Haarfollikel oder Drüsengewebe angepasst haben, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Somit sicherten sie ihr Überleben. Sie verlassen dann ihren Wirt nicht mehr, wenn sie sich auf dessen Gesicht eingerichtet haben.

Palopoli und sein Team vermuten zudem, dass die Tiere nur im engen Familienkreis weitergegeben werden, weniger zwischen fremden Menschen. Sie schlussfolgern, dass es eines engen Kontakts zwischen Personen bedarf, damit die Milben übertragen werden.

Auf das Ergebnis wollen die Wissenschaftler weitere Untersuchungen folgen lassen. Eine breit angelegte Studie könnte Rückschlüsse auf die Entwicklung der Tiere erlauben und zudem Erkenntnisse über die Wanderungsbewegungen der Menschen liefern. Es gilt zudem zu klären, wie genau sich die kleinen Tiere an ihre Umgebung anpassen. Das Ergebnis könnte für die Medizin von Bedeutung sein: Demodex folliculorum stehen im Verdacht, Hautkrankheiten zu begünstigen - oder gar auszulösen. Viele Gründe, die Tiere nicht aus den Augen zu verlieren.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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