Biologe und Forschungsmanager:Hubert Markl gestorben

Lesezeit: 2 min

Hubert Markl ist im Alter von 76 Jahren verstorben (Archivfoto von 2002). (Foto: dpa)

Er war Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Max-Planck-Gesellschaft. Hubert Markl, ein humorvoller, streibarer und stets redlicher Denker, ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Von Patrick Illinger

Hubert Markl, ein außergewöhnlicher Mensch, ein prägender Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager, ist tot. Mit ihm hat die Welt nicht nur einen bedeutenden Biologen, einen ehemaligen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft verloren, sondern insbesondere einen humorvollen, streitbaren und intellektuellen Denker. Die ungewöhnliche, durchaus auch kantige, aber stets fesselnde und redliche Persönlichkeit Markls unterschied den Naturwissenschaftler wohltuend von der mitunter irritierenden Eitelkeit manch anderer Spitzenforscher und Wissenschaftsmanager.

Bequemlichkeit und Hochmut waren nie Markls Sache. Wortmächtig drang er mit seinen Ansichten an die Öffentlichkeit. Durchsetzungsstark reformierte er die ihm anvertrauten Organisationen, so zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft, deren Senat ihn 1996 zum Präsidenten berief, obwohl Markl zuvor kein Max-Planck-Wissenschaftler gewesen war.

Im Zuge der deutschen Vereinigung setzte er trotz stagnierender Budgets die Ausweitung der traditionsreichen Gesellschaft in die neuen Bundesländer um. Er schloss ganze Abteilungen, widersetzte sich in vielen Fragen dem notorischen Beharrungsvermögen der akademischen Welt und berief während seiner bis 2002 währenden Amtszeit als Max-Planck-Präsident 153 neue, zum großen Teil heute noch aktive Direktorinnen und Direktoren in die Gesellschaft, die in jenen Jahren "schwere See" durchschiffte, wie es der Max-Planck-Hirnforscher Wolf Singer einmal beschrieb.

Markl war es auch, der in einem einzigartigen Kraftakt die lückenlose Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verstrickungen und Verfehlungen der Vorgängerorganisation, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, vorantrieb und in einem beispielgebenden Kompendium historischer Analysen dokumentieren ließ.

Gleichzeitig trat Markl stets als öffentlich sichtbarer Vertreter der Wissenschaft auf. Er setzte sich gegen eine Aufweichung des Biologie-Unterrichts mit kreationistischen Inhalten ein, trat vehement für den Artenschutz ein und stellte sich in bioethischen Fragen, insbesondere mit seiner Verteidigung wissenschaftlicher Freiheit in der Stammzellforschung, unverhohlen gegen den seinerzeit amtierenden Bundespräsidenten Johannes Rau. Mit klugen Essays und bestechenden Wortbeiträgen positionierte sich Markl als Denker weit über sein eigentliches Fachgebiet, die Zoologie, hinaus. Die Liebe zu seinem Fach verlor er dabei nie. So nahm er sich während seiner Amtsperioden durchaus die Zeit, Forscherkollegen wie den Insektenkundler Bert Hölldobler zu besuchen, um mit diesem in der Wüste von Arizona das bizarre Verhalten einer Ameisenkolonie zu beobachten.

Studiert hatte der gebürtige Regensburger Biologie, Chemie und Geographie in München. Mit nur 36 Jahren wurde er bereits in den Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewählt, deren Präsidentschaft er 1986 übernahm. Am 8. Januar ist Hubert Markl nach längerer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Konstanz, dem Ort, wo er einst als Hochschullehrer wirkte, gestorben.

© Süddeutsche.de/pai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: