Die Zahl der Arbeitslosen gehört zu den wichtigsten Indikatoren für den Zustand einer Volkswirtschaft - und doch kann man sie nie ganz genau erfassen. Mitunter vergehen Monate zwischen ihrer Erhebung und der Veröffentlichung der Statistik. Das kann zum Problem werden, wenn Politiker Entscheidungen treffen, die auf bereits überholten Zahlen beruhen. So wie zu Beginn der Finanzkrise, als US-Politiker das Ausmaß der sich abzeichnenden Rezession zunächst unterschätzten.
Wissenschaftler aus den USA haben nun ein Verfahren vorgestellt, mit dem sich die Arbeitslosenquote deutlich schneller erfassen lassen soll. In Deutschland wäre es wohl höchst umstritten: Die Forscher schlagen vor, im großen Stil Handydaten auszuwerten.
Menschen, die ihren Job verlören, telefonierten im Durchschnitt nur noch halb so oft wie Beschäftigte, schreibt das Forscherteam um Jameson Toole vom Massachusetts Institute of Technology im Fachmagazin Interface. Auch schrumpfe die Zahl der Personen, mit denen Arbeitslose telefonieren. Über derartige Informationen könne man Entlassungswellen bis zu acht Wochen schneller als bisher erkennen, schreiben die Forscher.
Bisher haben sie ihr Verfahren aber nur in einer speziellen Situation getestet. 2006 schloss in einer europäischen Kleinstadt eine Fabrik, 1100 Arbeiter verloren ihren Job. In den folgenden Monaten erreichten weniger Anrufe die drei nächstgelegenen Funkmasten, denn die Arbeiter riefen in der Mittagspause nicht mehr zu Hause an.
Das Telefonverhalten von 300 Entlassenen diente den Wissenschaftlern als Blaupause, um auch überregional nach Menschen zu suchen, die kürzlich ihre Arbeit verloren haben. Mit dieser Methode sei es möglich, die Arbeitslosenquote genauer und schneller als bisher zu bestimmen, so die Forscher.