Am Forschungszentrum Borstel nördlich von Hamburg wurden mindestens zehn wissenschaftliche Arbeiten der Abteilung Immunologie und Zellbiologie gefälscht.
Wie Spiegel online berichtet, hat die Leiterin der Abteilung, Silvia Bulfone-Paus, ihr Amt kurz vor Weihnachten bis zur Klärung des Sachverhalts niedergelegt.
Zwölf Arbeiten wurden inzwischen zurückgezogen. Nachdem eine ehemalige Mitarbeiterin auf die Ungereimtheiten in Publikationen hingewiesen hatte, setzte das Borsteler Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften im Mai eine Untersuchungskommission ein.
Diese stellte am 2. Dezember fest, dass es in Bulfone-Paus' Laborgruppe "über Jahre hinweg zu wissenschaftlichem Fehlverhalten gekommen ist". So wurden dieselben Abbildungen von Westernblots (einer Technik zum Nachweis von Proteinen) in verschiedenen Veröffentlichungen verwendet und jeweils mit anderen Texten versehen.
Die Manipulationen betreffen bisher ausschließlich die Arbeiten zweier Mitarbeiter. Inwieweit die 46-jährige Gruppenleiterin Bulfone-Paus von den Fälschungen gewusst hat, ist noch offen. In jedem Fall habe sie ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt, stellte die Untersuchungskommission fest, und trage somit eine "wesentliche Verantwortung für das Fehlverhalten".
Einer der Direktoren in Borstel, Ulrich Schaible, rätselt Spiegel online zufolge, wie die "sehr offensichtlichen" Manipulationen Bulfone-Paus jahrelang nicht auffallen konnten.
Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Karl Ulrich Mayer, glaubt dennoch daran, dass die Erkenntnisse aus den Arbeiten rund um den Immunbotenstoff Interleukin-15 richtig sind. Bulfone-Paus habe glaubhaft machen können, "dass die Originaldaten stimmen".