Nasa-Sonde Osiris-Rex:Probe von Asteroid Bennu enthält Spuren von Wasser und Kohlenstoff

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Die Nasa-Mitarbeiter Mari Montoya (links) und Curtis Calva sammeln im Johnson Space Center in Houston Asteroidenpartikel für die weitere Untersuchung ein. (Foto: dpa)

Die Nasa präsentiert die Ergebnisse der Analyse einer Geröllprobe, die eine Sonde vor rund drei Wochen über der Erde abgeworfen hatte. Die ersten Erkenntnisse begeistern Forscher.

Von Hanno Charisius

Schwarzgrau wie Kohlestücke liegen Brocken und Staub vom Asteroiden Bennu in einem Labor der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Vor gut drei Wochen hatte die Sonde Osiris-Rex im Vorbeiflug an der Erde einen Container mit der kostbaren Fracht abgeworfen. Die Kapsel war plangemäß in der Wüste des Bundesstaates Utah gelandet und geborgen worden. Es handelt sich um die erste Asteroidenprobe, welche die Nasa erfolgreich zur Erde bringen konnte - und um die größte solche Probe, die je entnommen wurde.

Laut Nasa haben sich rund 200 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit 60 verschiedenen Analysemethoden auf die etwa 250 Gramm außerirdischen Materials gestürzt. Röntgenbeugungs-Analysen, elektronenmikroskopische Aufnahmen, Infrarotmessungen und Computertomografien gaben einen Eindruck davon, was in der Probe enthalten ist. Am Mittwoch präsentierte die Nasa erste Ergebnisse: Man sei auf Kohlenstoffverbindungen und Wasser gestoßen, die Grundzutaten für die Entstehung von Leben. Und das liefere womöglich Antworten auf die ganz großen Fragen: Wie kam das Leben auf die Erde? Und: Wie lässt sich verhindern, dass gefährlich große Asteroiden mit der Erde kollidieren?

"In den nächsten paar Monaten und Jahren werden wir ein bisschen die Geschichte umschreiben."

Bis jetzt läuft die Mission gut für die Nasa. Seit dem Start der Trägerrakete 2016 gab es keine Panne. Nachdem die Sonde Osiris-Rex in eine Umlaufbahn um Bennu eingeschwenkt war, näherte sie sich dem Brocken im Oktober 2020 bis auf wenige Meter an. Mit einer Art Roboter-Arm berührte das Raumschiff die Oberfläche des Asteroiden etwa fünf Sekunden lang und stieß dabei unter Druck gesetzten Stickstoff aus, um Material aufzuwirbeln, das die Sonde dann aufsog und nun zur Erde gebracht hat.

Nasa-Chef Bill Nelson während der Pressekonferenz am Mittwoch. (Foto: MARK FELIX/AFP)

Es ist nicht das erste Mal, dass Asteroidenmaterial von Menschenhand zur Erde gebracht worden ist. 2005 war die japanische Sonde Hayabusa auf einem Asteroiden gelandet. Sie brachte 2010 die ersten Bodenproben eines solchen Himmelskörpers zur Erde, weniger als ein Gramm. Im Dezember 2020 brachte die Folgemission Hayabusa 2 zum Asteroiden Ryugu 5,4 Gramm "schwarze sandartige Partikel" mit, wie es hieß, einen guten Teelöffel voll. Im vergangenen Februar hieß es im Wissenschaftsjournal Science, das Material von Ryugu enthalte "komplexe organische Moleküle" sowie Aminosäuren. Die Forschenden stießen in den Krümeln sogar auf einen Baustein der RNA, ein Schwestermolekül des Erbmaterials DNA. Das sind eine Menge Hinweise darauf, dass das Leben womöglich nicht so einzigartig ist, wie sich das viele auf der Erde vorstellen.

Die Nasa indes schaffte nun immerhin das Gewicht von etwa einem Paket Butter zur Erde - und damit mehr Asteroidenmaterial als alle Sonden zuvor. Es gab noch weitere Flüge zu Asteroiden, doch keine weitere Sonde hat bislang Material zur Erde zurückgebracht. Nasa-Chef Bill Nelson sprach am Mittwoch von einer "Bilderbuchmission". Die Probe werde Wissenschaftlern weltweit dabei helfen, die Ursprünge des Lebens und unseres Planeten zu untersuchen. Nasa-Managerin Makenzie Lystrup versprach: "In den nächsten paar Monaten und Jahren werden wir definitiv ein bisschen die Geschichte umschreiben." Unklar blieb, ob das andeuten soll, dass die Nasa bald Größeres zu verkünden habe - wenngleich wahrscheinlich eher keine Fußabdrücke von Außerirdischen.

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Osiris-Rex war im September 2016 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet und rund zwei Jahre später bei Bennu angekommen. Der tiefschwarze Asteroid, benannt nach einer antiken ägyptischen Gottheit, hat einen Durchmesser von rund 550 Metern und könnte der Erde in gut 150 Jahren recht nahe kommen. Auch wenn das Einschlagrisiko sehr gering ist, zählt die Nasa Bennu zu den gefährlichsten derzeit bekannten Asteroiden.

Die etwa sechs Meter lange und 2100 Kilogramm schwere Osiris-Rex-Sonde machte sich direkt nach dem Abwurf der Probenkapsel über der Erde schon auf den Weg zum nächsten Asteroiden, Apophis. Der Asteroid mit einem Durchmesser von rund 370 Metern wird Berechnungen zufolge im Jahr 2029 in rund 32 000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeifliegen und könnte so erstmals aus der Nähe erforscht werden. In dieser Woche soll auch die Nasa-Mission Psyche zum gleichnamigen Asteroiden starten.

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