Bemannte Raumfahrt:Mars-Reisen gefährden Ihre Gesundheit

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Auch das Österreichische Weltraum Forum arbeitet an der Entwicklung eines Mars-Raumanzugs - hier im Test in Marokko. Eine besondere Gefahr für Astronauten ist die galaktische Strahlung. (Foto: ÖWF/Katja Zanella-Kux)

Galaktische Strahlung und Sonnenstürme machen Ausflüge in den Weltraum gefährlich. Anhand von "Curiosity"-Daten haben Wissenschaftler nun herausgefunden, mit welcher Strahlendosis Astronauten bei einer Mars-Mission rechnen müssen.

Schon lange ist bekannt, dass Astronauten bei einer Reise durch unser Planetensystem einem großen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind: Die galaktische Strahlung und Sonnenstürme, die sich auf die Raumfahrer auswirken, sind nicht nur eine Bedrohung für ihre Fruchtbarkeit. Sie erhöhen zum Beispiel auch das Krebsrisiko. Wie groß die Belastung aber ist, war bislang noch relativ unklar.

Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam hat nun Messungen ausgewertet, die von der Raumsonde Curiosity stammen. Der Rover war Ende 2011 gestartet und hatte im August 2012 den Mars erreicht. Das Raumschiff, mit dem Curiosity transportiert worden war, verfügte über eine Abschirmung gegen Strahlung, die den Wissenschaftlern zufolge vergleichbar ist mit dem Schutz, der für einen bemannten Marsflug denkbar ist.

Pro Strecke gehen die Forscher von 180 Tagen Reise aus. Und die Strahlenbelastung für einen Astronauten würde insgesamt etwa 0,66 Sievert (Sv) betragen, berichten sie im Fachmagazin Science. Die Zeit des Astronauten auf der Marsoberfläche ist dabei allerdings nicht berücksichtigt.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa habe für Astronauten 1 Sv als maximale akzeptable Belastung festgelegt - bezogen auf die gesamte berufliche Laufbahn. Im Vergleich: Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland liegt im Schnitt bei 2,4 Millisievert (mSv). Als unbedenklich gilt eine zusätzliche Belastung von 1 mSv pro Jahr. Personen, die beruflich bedingt radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, sollen nicht mit mehr als 20 mSv pro Jahr und insgesamt 400 mSv im gesamten Berufsleben belastet werden - also 0,4 Sv.

Das ist weniger als die Hälfte der Belastung, die US-Astronauten der Nasa zufolge lebenslang zugemutet werden darf.

In Japan wurde die Belastung, der Mitarbeiter ausgesetzt sein dürfen, nach dem Reaktorunglück von Fukushima allerdings von 100 auf 250 mSv pro Jahr erhöht.

Angesichts der zu erwartenden Belastung während einer Mars-Reise bedeutet dies:""Es ist nicht unmöglich, aber es verkompliziert die Angelegenheit", sagte Robert Wimmer-Schweingruber von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, einer Autoren der Studie. Es sei eine Risikoabwägung notwendig. Ein Sievert entspreche etwa einem fünf Prozent höherem Risiko, an Krebs zu sterben.

Bisherige Studien hätten die Abschirmung von Raumfahrzeugen nicht berücksichtigt, heißt es in dem Science-Artikel. "Wir liefern nun die bestmögliche Abschätzung der Strahlendosis", sagte Wimmer-Schweingruber. Unsicherheiten gebe es natürlich dennoch - zum Beispiel sei die Aktivität der Sonne nicht vorhersehbar.

Die Studie zeigt aber, woran noch gearbeitet werden muss, bevor es zum Mars gehen kann. Vor allem stärkere Antriebe sind den Angaben zufolge notwendig. Denn umso kürzer die Reise, desto niedriger das Risiko für die Gesundheit. Ein besserer Schutz vor Strahlung sei hingegen kaum möglich, so Wimmer-Schweingruber. "Die galaktische Strahlung ist so energiereich, dass man sich nicht wirklich dagegen abschirmen kann", sagte der Forscher. Das höhere Risiko einer Krebserkrankung sei daher für einen Astronauten auf dem Weg zum Mars gegeben.

Laut Wimmer-Schweingruber ist die Gefahr eines Rauchers, Lungenkrebs zu bekommen, jedoch höher. "Es ist schon ein bisschen Science-Fiction, wenn ich bedenke, dass wir damit vielleicht einen Marsflug vorbereiten", sagte Wimmer-Schweingruber mit Blick auf die Studie. "Vielleicht erleben wir es noch", ergänzte er.

Bei der Nasa gebe es entsprechende Bestrebungen. Das Jahr 2030 sei für eine solche Mission nicht unrealistisch.

© dpa/Süddeutsche.de/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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