Astronomie:Sehnsucht nach Aliens

Lesezeit: 2 min

Ein mysteriöser Stern befeuert Spekulationen über außerirdisches Leben. Vieles davon ist Unsinn. Zwei Dinge würden sich aber ändern, wenn es Außerirdische gäbe.

Ein Kommentar von Robert Gast

So könnte das Signal aussehen, auf das sie alle sehnsüchtig warten, die Fans des Raumschiffs Enterprise. Vor dem Stern KIC 8462852 ziehen immer wieder riesige Schatten vorüber. Eine Deutung für diese Beobachtung des Weltraumteleskops Kepler geistert seit Tagen durchs Internet: Extrem fortschrittliche Aliens haben in 1480 Lichtjahren Entfernung Unmengen von Solarzellen im Orbit ihres Sterns platziert. Irgendwoher muss eine Zivilisation, die Tausende Jahre älter ist als die Menschheit, ja schließlich ihren Strom beziehen.

Astronomen winken zwar ab: Vermutlich ziehe bloß eine Wolke aus Kometenstaub an KIC 8462852 vorüber. Weltraumenthusiasten fantasieren natürlich trotzdem. Sollte es Aliens geben, könnten sie verraten, wie man Überbevölkerung und Klimawandel überwindet. Stephen Hawking hingegen will jeden Kontakt vermeiden. Eine Super-Zivilisation könnte mit der Menschheit schließlich das machen, was der Homo sapiens mit Ameisen im Küchenabfluss anstellt.

Solche Überlegungen tragen maßgeblich zur Faszination für Außerirdische bei. Sie sind allerdings grober Unfug. Aliens wären schlichtweg zu weit weg, um mit Menschen in Kontakt zu treten. Ein Funkspruch fliegt so schnell wie das Licht; vom Stern KIC 8462852 zur Erde bräuchte er also 1480 Jahre. Eben mal zu Besuch kommen könnten Außerirdische auch nicht. Die Gesetze der Physik verbieten Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit. Gerade noch vorstellbar sind Raumschiffe, die ein Zehntel des kosmischen Tempo-Limits erreichen. Von KIC 8462852 zur Erde bräuchten sie 14 800 Jahre. Intelligente Wesen würden so eine Reise wohl nicht auf sich nehmen.

Von der Krönung der Schöpfung zum unbedeutenden Zellhaufen

Die Existenz Außerirdischer hätte dennoch Folgen, allerdings vor allem für das Selbstbild der Menschheit. Wenn sich noch auf anderen Planeten Säugetiere mit Gehirnen entwickelt haben, purzelt der Homo sapiens vom Thron der Evolution. Vielleicht hat die Natur Lebewesen hervorgebracht, die klüger, fitter und friedfertiger sind. In jedem Fall wären Aliens eine Entdeckung, die zu Demut anstiften würde. Tausende Jahre lang glaubte der Mensch, er sei die Krönung der Schöpfung. Letztlich wäre er aber nur ein Zellhaufen wie andere im Universum.

Fortschrittliche Außerirdische hielten aber auch eine gute Nachricht bereit. Zivilisationen hätten keinen eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus, der sie irgendwann zurück in die Steinzeit befördert. Diese düstere Prognose gilt als eine der wahrscheinlicheren Erklärungen dafür, dass Forscher bisher nicht auf Außerirdische gestoßen sind. Jedes Volk gräbt sich früher oder später sein eigenes Grab, besagt die Theorie - oder es wird irgendwann von kosmischen Naturkatastrophen ausgelöscht. Haben Lebewesen irgendwo so lange durchgehalten, dass sie riesige Bauwerke ins All setzen, heißt das: Auch die Menschheit hat eine Chance.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Astronomie
:Rätselhafter Stern weckt Alien-Phantasien

Die Leuchtkraft von "KIC 8462852" schwankt auffällig stark. Weil er von Sonnenkollektoren umkreist wird, gebaut von Außerirdischen? Forscher sind elektrisiert.

Von Robert Gast und Patrick Illinger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: