Umwelt:Stellt die Erde unter Schutz

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Die Rhön ist ein UNESCO-Biosphärenreservat, das unter Schutz gestellt ist. (Foto: Matthias Merz/dpa)

Ausgedehnte Reservate bekämpfen sowohl das Artensterben als auch die Klimakrise.

Kommentar von Tina Baier

Während die Menschheit mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie beschäftigt ist, tobt eine andere, nicht weniger gefährliche Krise ungehindert weiter. Das große Artensterben hat sogar noch an Fahrt aufgenommen - das zeigt der aktuelle Living Planet Report der Umweltorganisation WWF mit schwer erträglicher Deutlichkeit: Die Kurve des Bestands an Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien weist steil nach unten. In den vergangenen 50 Jahren sind im Schnitt 68 Prozent verloren gegangen.

Es ist rätselhaft und seltsam, dass die Menschen das Massensterben von Tieren und Pflanzen, die mit ihnen gemeinsam auf der Erde leben, viel weniger ernst nehmen als die Corona-Pandemie oder auch den Klimawandel. Alle drei Krisen sind brandgefährlich.

Beim Artenschwund geht es um viel mehr als das Aussterben einzelner, weit entfernt lebender Spezies wie Sumatra-Nashorn oder Amazonas-Flussdelfin. Es geht um das Überleben ganzer Ökosysteme, die unter anderem dafür sorgen, dass das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Luft gefiltert wird und dass es sauberes Wasser zum Trinken gibt. Und damit geht es schlicht auch um das Überleben der Menschheit, die ohne diese Serviceleistungen der Natur ziemlich schnell in ziemlich großen Schwierigkeiten wäre.

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Vielerorts wird Fischen das Wasser bereits zu warm. Wenn es schlimm kommt, müsste mehr als die Hälfte der Arten wohl umsiedeln - aber nicht immer ist das möglich.

Von Thomas Krumenacker

Es ist höchste Zeit, dass in Politik und Wirtschaft endlich das Wissen und die Erkenntnis ankommen, dass Tiere und Pflanzen nicht unabhängig voneinander auf der Erde leben, sondern dass es in der Natur komplexe Netzwerke gibt, in denen fast alles mit allem zusammenhängt. Und dass jede einzelne Art eine ganz bestimmte Aufgabe für das Funktionieren des großen Ganzen hat. Zwar hat die Natur Sicherungen eingebaut, die dafür sorgen, dass nicht gleich alles zusammenbricht, wenn ein Tier oder eine Pflanze verschwindet. Doch je mehr Spezies aussterben, umso löchriger wird das Sicherungsnetz. Wann es reißt, weiß niemand.

Klar ist aber, dass das verhindert werden muss. Und klar ist auch, dass die Zeit drängt. Zu warten, bis man mehr Details herausgefunden hat, ist keine Option. Das vorhandene Wissen reicht längst aus, um zu handeln. Und zwar jetzt.

Ein guter Anfang wäre, weite Bereiche der Erde unter Schutz zu stellen. Momentan sind nur etwa 15 Prozent des Festlands und zwei Prozent der Meere geschützt. Das ist viel zu wenig. Es sollte mindestens die Hälfte des Planeten sein. Dass das keine illusorische Forderung ist, sondern tatsächlich machbar wäre, haben Wissenschaftler erst kürzlich gezeigt.

Wälder, Savannen, Moore und andere Ökosysteme filtern Kohlendioxid aus der Luft

Sie haben konkrete, ökologisch besonders wertvolle Gebiete auf dem Festland als Kandidaten für künftige Schutzgebiete identifiziert und dabei darauf geachtet, dass sie gar nicht oder nur dünn von Menschen besiedelt sind. Zusammen mit den bereits bestehenden Reservaten sind sie locker auf 50 Prozent der festen Erdoberfläche gekommen.

Doch es kommt noch besser. Mit solch ausgedehnten Schutzzonen wäre nämlich nicht nur den Arten geholfen, sondern auch dem Klima. Wälder, Savannen, Moore und andere Ökosysteme sind Lebensraum für die verschiedensten Arten und sie filtern große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Luft - einfach, indem die dort lebenden Pflanzen wachsen und sich den dafür erforderlichen Kohlenstoff aus der Luft holen. Zwei Fliegen mit einer Klappe also.

Wenn nicht sogar drei. Gegen die aktuelle Corona-Krise hilft eine solche Strategie zwar nicht mehr. Sie hielte aber Menschen und Wildtiere in Zukunft stärker auf Abstand und verringerte so die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Krankheitserreger auf den Menschen überspringen.

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