Archäologie:900 Jahre alter Achteckturm auf Schloss Neuenburg freigelegt

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Mauerteile eines rund 900 Jahre alten Achteckturms sind auf Schloss Neuenburg zu sehen. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Im Vorfeld der Umgestaltung der Neuenburg wurde ein achteckiger gut erhaltener Wehrturm freigelegt. Vor 900 Jahren war so ein Bauwerk selten.

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Neuenburg (dpa/sa) - Archäologen haben auf Schloss Neuenburg bei Freyburg/Unstrut (Burgenlandkreis) einen seltenen, rund 900 Jahre alten, achteckigen Wehrturm freigelegt. Die konkrete Lage des Bauwerks wurde im Vorjahr entdeckt. „Als die ersten Kreuzfahrer derartige Türme in Konstantinopel sahen, waren sie sehr beeindruckt und es war nur konsequent, dass sie für ihre repräsentativen Bauten derartige Türme nachbauten“, sagte Landesarchäologe Harald Meller am Dienstag. „Ich bin selber von diesem Bauwerk sehr beeindruckt.“

Ob der freigelegte Turm wieder mit Erde bedeckt wird, ist noch ungewiss. „Die Entscheidung soll im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Neuenburg spätestens Ende nächsten Jahres fallen“, sagte der Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Christian Philipsen.

Völlig überraschend sei, dass bis in eine Höhe von 2,20 Metern noch aufgehendes Mauerwerk dieses imposanten Turmes erhalten ist, hieß es. Der Durchmesser beträgt etwa zehn Meter, die Mauerstärke beläuft sich auf circa 1,70 Meter. Im kreisförmigen Turminneren wurden Fußbodenreste und Versätze eines Treppenaufgangs festgestellt.

Ein weiterer vergleichbarer Turm auf der Neuenburg befindet sich etwa 50 Meter weiter südlich. Beide Türme gehören zu dem Befestigungssystem aus der ersten Ausbauphase der Burg, wie es hieß. Aus der gleichen Zeit stammen auch ein Wall aus Kalkschotter, eine innere Ringmauer sowie eine weitere, in etwa sechs bis acht Metern Abstand parallel verlaufende äußere Mauer. Vorgelagert war ein rund zehn Meter tiefer Graben. Schloss Neuenburg wurde vom thüringischen Landgrafen Ludwig dem Springer 1090 gegründet.

Als national wertvolles Kulturdenkmal soll die Anlage in den kommenden Jahren ausgebaut und weiterentwickelt werden. Aus dem Sonderinvestitionsprogramm (SIP) 1 des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt stehen dafür 20 Millionen Euro Fördermittel bereit. Ziel ist es, die Neuenburg denkmalgerecht als kulturtouristischen „Erlebnisort Schloss Neuenburg“ zu gestalten. Dazu zählt der Bau eines neuen Werkstatt- und Verwaltungsgebäudes sowie Um- und Neubauten für ein neues Besucherzentrum. Ebenso soll die Freifläche der Vorburg von etwa 1000 Quadratmetern landschaftlich erneuert werden.

Mit dem SIP 1 investieren der Bund und das Land Sachsen-Anhalt gemeinsam insgesamt 200 Millionen Euro in den Denkmalerhalt und in eine verbesserte kulturelle Nutzung ausgewählter Schlösser und Burgen der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.

© dpa-infocom, dpa:230829-99-998938/4

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