Brandenburg an der Havel:Onlinedatenbank für bronzene Lanzenspitzen im Aufbau

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Eine Bronzelanzenspitze, geborgen in Frankfurt (Oder). (Foto: D. Sommer/BLDAM/dpa/Archivbild)

Brandenburger Archäologen erfassen derzeit europaweit knapp 17.000 Funde von bronzenen Lanzenspitzen aus Museen und Sammlungen. Ziel sei eine Onlinedatenbank,...

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Brandenburg/an der Havel (dpa/bb) - Brandenburger Archäologen erfassen derzeit europaweit knapp 17.000 Funde von bronzenen Lanzenspitzen aus Museen und Sammlungen. Ziel sei eine Onlinedatenbank, aus der Forscher weltweit Informationen beziehen können, sagte Landesarchäologe Franz Schopper, Direktor des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe zwar bereits übergreifende Arbeiten zu Lanzenspitzen der Bronze- und frühen Eisenzeit, aber noch keine mit einer so großen Datenbasis.

Die ältesten bekannten Lanzen stammen aus der Zeit nach 400.000 vor Christus. Die Holzlanzen, exzellent gearbeitete, angespitzte Holzstäbe mit sehr guten Flugeigenschaften, wurden in Schöningen in Niedersachsen gefunden. Von 1600 vor Christus bis zur frühen Eisenzeit 800 bis 900 vor Christus waren in Europa dagegen Holzlanzen mit Bronzespitzen verbreitet: von Estland und der Ukraine über Deutschland bis Portugal und Irland. „Manche sind zweckmäßig und schlicht gefertigt, andere auch etwas angeberisch und reich verziert, mit denen der Besitzer Eindruck schinden wollte“, sagte Schopper. Für den Kampf reichten aber einfache Spitzen völlig aus.

In der Regel wurde ab der Bronzezeit eine Spitze oft in Form eines Blattes aus Bronze - einer Legierung aus Kupfer und Zinn - gegossen. Sie hatte eine hohle Tülle, in die der Holzschaft eingesteckt wurde. An den Seiten der Tülle gingen rechts und links zwei scharfkantige Blätter ab. Zum Teil sei das Metall verziert worden - mit Schraffuren oder Einkerbungen. Bei den Römern und Griechen waren Lanzen noch lange „Massenwaffen“. Im Mittelalter verwendeten Ritter sie beim Kampf zu Pferde und selbst in der Neuzeit kamen sie zum Einsatz.

„Die Lanze ist eine der ältesten Gerätschaften der Menschen überhaupt“, sagte Schopper im Podcast „Denkmalzeit“ des Landesamtes. Mit Lanzen und Speeren seien schon die Menschen der Altsteinzeit auf die Jagd gegangen. „Sie wurden aber auch in Kriegen und zum Kampf eingesetzt“, sagte Schopper. Bei archäologischen Grabungen auf Bestattungsplätzen, auf Schlachtfeldern oder an Orten, wo Götter verehrt wurden, sind sie nach den Angaben oft als Beigaben zu finden.

Immer wieder gebe es auch in Brandenburg neue Funde. Es seien aber immer noch besondere Exponate. Durch die zunehmende Datenbasis versprechen sich die Experten weitergehende Schlüsse und Informationen - vor allem zu Details an den Lanzenspitzen, aber auch zur Herstellung.

In Brandenburg sind nach ersten Untersuchungen der erhaltenen Bestände und von Archivmaterialien fast 400 Stücke bekannt. Manche existierten aber nicht mehr. „Sie sind im Krieg oder schon davor verloren gegangen und können nur aus älteren Berichten oder Publikationen heraus ermittelt werden“, sagte Schopper. Es klinge seltsam, dass da so viele zusammengekommen seien, die vorher nicht bekannt waren. „Es ist aber immer eine Zeitfrage und es ist sehr aufwendig, hunderte von Berichten und Publikationen zu sichten, vor allem, wenn sie an abgelegenen Stellen erschienen sind“, sagte er.

© dpa-infocom, dpa:220107-99-621246/2

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