Der moderne Mensch hat es nicht leicht. Während der Woche sitzt er im Büro; er hat viel zu tun, zu viel. Am Wochenende arbeitet er von zu Hause oder optimiert Leib und Persönlichkeit, ohne je über eine Ziellinie zu schreiten. Linderung bietet da die Meldung, dass auch die Inkas und ihre Vorfahren gestresste Menschen waren. Zu diesem Schluss kommen Archäologen um Emily Webb von der University of Western Ontario, die den Gehalt des Stresshormons Cortisol in Haarproben aus archäologischen Stätten Perus analysiert haben ( Journal of Archaeological Science, online).
Die Haare von zehn Individuen stammen aus der Zeit zwischen 550 und 1532 nach Christi Geburt. Die Proben aus Stätten wie Nasca, Leymebamba oder Puruchuco sind bis zu 27 Zentimeter lang. So gewannen die Forscher einen Überblick über die Stressgeschichte der Individuen, die einige Monate oder gar zwei Jahre abdeckte. Bei den meisten fanden die Archäologen Hinweise, die auf Phasen mit erhöhtem Stress hinwiesen. Der jeweilige Anlass mag ein anderer gewesen sein, doch der Stress war für den geplagten Hochlandbewohner wohl der gleiche wie für den modernen Büromenschen.