Ameisen als Klimatechniker:Türme für die richtige Temperatur

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Argentinische Blattschneiderameisen bauen Städte, in denen sich bis zu sieben Millionen Tiere von selbst angebauten Pilzen ernähren. Wie sorgen die Insekten für die dafür notwendigen Bedingungen?

Christoph Behrens

Von Architektur kann anfangs keine Rede sein, das Bauvorhaben der Blattschneiderameisen beginnt wild und unkoordiniert. Arbeiter laden Lehm und Sand am Eingang zur unterirdischen Höhle ab, schichten damit einen Ring um die Öffnung auf, zehn Zentimeter im Durchmesser.

Blattschneiderameisen nutzen Pflanzenschnipsel zur Pilzzucht. (Foto: Wolfgang Hoffmann/University of Wisconsin-Madison)

Mehr Ameisen strömen herbei, der Turm wird schnell höher. Je weiter er wächst, desto koordinierter geht es auf der Baustelle zu. Einzelne Ameisen prüfen kritisch, wie stabil die Konstruktion ist, schichten Lehmkügelchen um, bauen an der Innenseite des vulkanförmigen Bergs kleine Pfade für ihre Artgenossen. Sie konstruieren eine Klimaanlage.

In den unterirdischen Städten der argentinischen Art Atta vollenweideri ernähren sich bis zu sieben Millionen Ameisen von einem Pilz, den sie auf zerkauten Blättern wachsen lassen. Marcela Cosarinsky vom Naturkundemuseum in Buenos Aires und Flavio Roces von der Universität Würzburg wollten wissen, wie die Ameisen den Pilzen eine optimale Feuchtigkeit und Temperatur ermöglichen.

Die Antwort fanden sie in den bis zu 30 Zentimeter hohen Türmen. Aufgrund des Druckunterschieds leiten die Konstruktionen Luft durch den Bau und versorgen so den Pilz mit Sauerstoff. Unklar war bislang, ob die Türme eher nebenbei beim Ausheben des Baus entstehen, oder ob sie eigens konstruiert sind.

Die Türme sind sehr dynamische Strukturen", schreibt Cosarinsky im Fachmagazin Journal of Insect Behaviour (online). Im Labor gab sie den Kolonien unterschiedliche Baustoffe vor, wie etwa Lehm, feinen und groben Sand, oder eine Mischung daraus. Je nach verfügbarem Material sahen auch die Türme anders aus.

Doch eins war immer gleich: Die Menge an Luft, die die Wände durchließen. "Die Ameisen kombinierten die einzelnen Stoffe miteinander", schreibt Cosarinsky. "Lehm integrierten sie in sandige Wände, mit Sand machten sie kompaktere Lehmwände durchlässiger."

Stets handelten die Insekten nach dem Motto vieler Designer: Form follows function. Auch die Baukosten behielten die Ameisen im Auge: Sie bevorzugten eindeutig das Baumaterial, das sie in der Nähe der Höhle fanden.

© SZ vom 28.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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