Alarmierende Studie:Deutschland für Fukushima-Unfall nicht gerüstet

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Der deutsche Katastrophenschutz ist einer aktuellen Studie zufolge nicht ausreichend auf ein Atomunglück wie das von Fukushima vorbereitet. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge sieht die Notfallplanung ein so großes Ausmaß an Verseuchung nicht vor.

Deutschland ist einer Studie zufolge auf einen Atomunfall wie in Fukushima nicht ausreichend vorbereitet. Radioaktive Stoffe würden im Katastrophenfall weit größere Räume verseuchen als bislang angenommen, berichtete das Nachrichtenmagazin Spiegel unter Berufung auf eine bislang unveröffentlichten Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). Demnach müssten ganze Städte evakuiert werden, was "nicht in der Notfallplanung vorgesehen" sei.

In der Studie des Bundesamts für Strahlenschutz simulierten Experten auch Atomunfällen für das Kernkraftwerk Philippsburg 2. Von wochenlanger Strahlung gingen Fachkräfte in Deutschland bislang nicht aus. (Foto: dpa)

Für die Untersuchung simulierten die Experten dem Bericht zufolge verschiedene Atomunfälle für die Kernkraftwerke Philippsburg 2 und das mittlerweile stillgelegte AKW Unterweser, die denen in Japan vor einem Jahr ähnelten. In Deutschland gingen Experten bislang davon aus, dass nur "über mehrere Stunden oder Tage" radioaktive Stoffe freigesetzt würden. Das Kraftwerk Fukushima Daiichi setzte dagegen wochenlang Radioaktivität frei.

Bei den Szenarien, die einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen simulierten, seien große Gebiete verstrahlt worden, für die keine Evakuierungspläne existierten, hieß es in dem Bericht weiter. Danach dürften Menschen in bis zu hundert Kilometern Entfernung vom AKW Philippsburg ihre Häuser nicht mehr verlassen. In dem Szenario wechselten die Windrichtungen häufig, die Notfallmaßnahmen kämen daher schnell an ihre Grenzen. Zudem sind die sogenannten Eingreifrichtwerte deutscher Notfallpläne dem Bericht zufolge deutlich höher als die der japanischen Behörden.

Kritiker monieren laut Spiegel, das Bundesumweltministerium habe die Ergebnisse seit vergangenem Jahr unter Verschluss gehalten. Das Ministerium bestritt dies dem Bericht zufolge. Die "Annahmen, die der Studie zugrunde liegen", würden derzeit geprüft, die Studie selbst werde später veröffentlicht, hieß es laut Spiegel in einer Stellungnahme des Ministeriums.

Am 11. März 2011 hatte ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 9,0 den Nordosten Japans erschüttert. Ein mehrere Meter hoher Tsunami zerstörte Teile des Atomkraftwerks in Fukushima, die Folge war der schwerste Atomunfall seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986. Rund 19.000 Menschen gelten als tot oder vermisst. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser in einer 20-Kilometer-Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Fukushima, ihre Rückkehr ist ungewiss.

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