Jahrestag der Katastrophe:Japan hält inne und gedenkt der Opfer

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Um 14:46 steht das Leben still: Zu der Zeit, als vor einem Jahr die Erde gebebt und das Land für immer verändert hat, gedenken die Japaner mit einer Schweigeminute den Opfern der Erdbeben-, Tsunami- und Atom-Katastrophe.

Am ersten Jahrestag der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan, die zum schweren Atomunglück von Fukushima führte, haben am Sonntag die Japaner ihrer Opfer gedacht. Um 14.46 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt des Erdbebens, senkten die Menschen in den nordöstlichen Katastrophengebieten und anderen Orten ihre Köpfe.

Jahrestag der Katastrophe von Fukushima
:Japan senkt den Kopf

Sie beten oder legen Blumen nieder, meist schweigen sie einfach: Ein Jahr nach der Naturkatastrophe und dem anschließenden Nuklearunfall gedenken die Japaner der Opfer. Sie setzen dabei Zeichen der Hoffnung - die Bilder zeugen aber auch davon, wie schwer das Land an dem Unglück trägt.

Am 11. März 2011 waren nach einem Erdbeben der Stärke 9,0 riesige Tsunamiwellen über das Atomkraftwerk in Fukushima geschwappt. Daraufhin fielen noch am selben Tag die Kühlsysteme der Anlage aus und lösten den schlimmsten Atomunfall seit Tschernobyl aus. Im Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk wurde eine Sperrzone eingerichtet, die zehntausende Menschen verlassen mussten. Der Jahrhundert-Tsunami riss mehr als 15.800 Menschen in den Tod, mehr als 3000 weitere werden noch vermisst.

Bei der zentralen Gedenkzeremonie im Nationaltheater von Tokio drückte Regierungschef Yoshihiko Noda den Opfern sein Beileid aus. "Ich verspreche, dass wir mit allen Kräften den Wiederaufbau der betroffenen Gebiete vorantreiben", sagte er.

Rund 1200 Gäste fanden sich im Nationaltheater ein. Vor Beginn der Schweigeminute erklang die Nationalhymne. Zum Gedenken an die Opfer stand auf der Bühne eine mit weißen Chrysanthemen und Lilien geschmückte Säule. An der Zeremonie nahmen auch Kaiser Akihito und seine Gemahlin, Kaiserin Michiko, zusammen mit Angehörigen von Opfern teil. Der 78 Jahre alte Monarch mahnte, Lehren aus der Katastrophe an die künftigen Generationen weiterzugeben. Sie dürfe "nicht vergessen" werden.

Akihito sprach zugleich allen Helfern sowie den Reparaturtrupps in dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima seinen Dank aus. Das Monarchenpaar hatte in den vergangenen Monaten selbst immer wieder den Überlebenden in Notunterkünften Trost gespendet und Mut gemacht.

Landesweite Anti-Atomproteste

Noch immer leben Zehntausende von Japanern in Behelfsunterkünften. In Folge der Naturkatastrophe war es in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima zu Kernschmelzen gekommen. Weite Gebiete wurden radioaktiv verseucht.

Am Jahrestag der Katastrophe demonstrierten in Tokio und anderen Orten Menschen für eine Abschaffung aller AKW. Etwa 50 Demonstranten versammelten sich vor dem Sitz des Betreiberunternehmens Tepco. Zugleich kritisierten sie das Vorgehen des Energiekonzerns bei der Entschädigung der Menschen aus der Sperrzone. "Wir nehmen nicht hin, dass das Unternehmen versucht, mit den kleinstmöglichen Entschädigungszahlungen davonzukommen", sagte ein Organisator. Insgesamt aber ist die Beteiligung an solchen Anti-Atom-Protesten in Japan trotz der Katastrophe in Fukushima weiterhin relativ gering.

© Süddeutsche.de/dpa/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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