Zwischen den Zahlen:Unheilige Allianz

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Der Pizzaburger ist tot - andere Geschmacksverirrungen leben weiter. Aber braucht es Currywurst-Chips und Schnitzeltoast?

Von Christoph Koopmann

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der modernen Marktwirtschaft, dass sie zuweilen Lösungen für Probleme liefert, die nicht jeder als solche erkannt hätte. Etwa, dass Pizza in ihrer klassischen Form unhandlich wäre. Das wollte 2013 der Backwarenkonzern Dr. Oetker diagnostiziert haben - er pappte also Tomatensauce, Salami und Käse zwischen zwei Brötchenhälften und taufte es "Pizzaburger".

Der allerdings löste nicht unbedingt eine Revolution im Lebensmittelverzehr aus. Wer den Burger probierte, dachte sich wohl eher: Wären Pizza und Burger mal lieber getrennte Gerichte geblieben. Nun verbreitete Dr. Oetker via Twitter die trübe Kunde: "Heute wollen wir Abschied nehmen von unserem langjährigen, tapferen Freund, dem Pizzaburger." Man darf davon ausgehen, dass in den Hunderten Beileidsbekundungen unter dem Post eine gewisse Portion Zynismus mitschwang.

Schließlich war es nicht das einzige Mal, dass Dr. Oetker die Supermarktkundschaft mit Innovationen, sagen wir, überraschte. Was bitte sollte die Schokoladenpizza darstellen? Einen Nachtisch? Am besten noch nach einer herzhaften Pizza? Sie hielt sich nur zwei Jahre im Handel.

Offensichtlich lernt die Lebensmittelindustrie nicht aus ihren Geschmacksverirrungen: Es gibt Chips mit Currywurstgeschmack, eine Kombination aus Toast und Schnitzel und - sorry, liebe "After-Eight"-Fans - aus Schokolade und Minze. Schoko und Orange in Jaffa Cakes sind nicht viel besser. Der Kreativität bei der Konzeption neuer Lebensmittel sind keine Grenzen gesetzt. Die Fischstäbchenpizza geistert immer noch als halbironischer Wunschtraum einiger Twitternutzer durchs Netz, seit Dr. Oetker einen Aprilscherz damit machte. Und für die Ritter-Sport-Schokolade kursiert eine besonders außergewöhnliche Fantasie-Geschmacksrichtung: Heilbutt-Stracciatella. Vielleicht liegt auch die irgendwann im Supermarktregal. Man wäre nicht mal schockiert.

© SZ vom 05.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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