Zwischen den Zahlen:Nicht die Bohne

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Wenn Politiker für Produkte werben, geht immer etwas schief. Einer jedoch zeigt, auf was es wirklich ankommt - Donald Trump.

Von Nakissa Salavati

Staatsmänner und Staatsfrauen werben meist für Dinge, die schön klingen, aber ach, nie was werden: Frieden. Atomabkommen. Solidarität. Erfrischend, dass der mächtigste Mann, Präsident der freien Welt, den Fokus auf eine handfeste Sache lenkt: Bohnen in der Dose.

Donald Trump scheint gut zu wissen, dass alles, aber wirklich alles politisch ist, auch Bohnen, zumal wenn sie von einem Unternehmen stammen, dessen Chef ihn unterstützt - und der Latino ist. Eine seltene Kombination, hat Trump sich doch oft genug abfällig über Menschen geäußert, die nicht sind wie er: mindestens weiß, am besten männlich. Und weil der Bohnenhersteller mit seiner politischen Einstellung so viele Menschen verärgert, posiert Trump mit erhobenen Daumen im Oval Office hinter der Produktpalette des Hauses Goya (Bohnen, Kokosmilch, Kekse) und lacht. Ein Präsident dürfe nicht für Firmen werben, heißt es jetzt. Ihr Narren. Trump wirbt doch für sich!

Von dem Mann kann man lernen. It's about you and only you. Wer so tut, als gehe es um die Sache, und nicht um sich, wirkt unglaubwürdig. Julia Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin, moderierte mal in einem Video den Nestlé-Deutschland-Chef an, der dann darüber sprechen durfte, wie wenig Zucker seine Produkte enthalten. Würde Trump nie machen. Wer glänzen will, sollte zudem auf ein unauffälliges Produkt setzen. Bohnen sind der perfekte Begleiter, stehen für bodenständige, wärmende Mahlzeiten, haben aber keine Ansprüche. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller machte einmal den Fehler, die Fairtrade-Banane eines Discounters zu wählen, als Beispiel, dass billig und fair zusammengehen. Geht halt nicht. Viel zu umstritten, die Banane. Dann ist da noch die Genderfrage. Frauen werben am besten so wie Ivanka Trump, Tochter des Präsidenten: Körper im Fokus, Arme seitlich auf Kopfhöhe, als pflücke sie die Dosenbohnen vom Baum. Biblische Assoziationen? Sehr gut.

© SZ vom 18.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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