Die Sterne lügen nicht. Das schrieb schon Friedrich Schiller, und später bestätigte Schlagerbarde Jürgen Marcus diese Behauptung. Wenn zwei solche Institutionen deutscher Kulturgeschichte zum gleichen Schluss kommen, dann muss wohl etwas dran sein. Und die Indizien häufen sich: Inzwischen setzt sogar Amazon auf eine übersinnliche Macht der Sterne.
US-Kunden von Amazon Prime bekommen seit einiger Zeit ein Horoskop - stets verbunden mit einem passenden Produkttipp der Amazon-Eigenmarken. Klingt absurd, aber vielleicht ist der Konzern mal wieder seiner Zeit voraus. Schließlich hat Amazon auch schon den gemütlichen Buchladen digitalisiert, als andere noch rätselten, ob sich das Internet überhaupt durchsetzen werde. Es wäre also nur konsequent, nun die Geschäftsanbahnung in den Kosmos zu verlegen - weniger Cyber, mehr Space.
Wer dazu neigt, esoterischem Geschwurbel anheim zu fallen, der lässt sich sicher auch von anderen Dingen überzeugen. Beispielsweise davon, dass die Schmusedecke von Amazon Home aufgewühlten Widdern hilft, auf dem Sofa ihre überquellende "psychische und intuitive Kraft" in geregelte Bahnen zu kuscheln.
Überfordert von der Komplexität ihrer Umwelt suchten schon unsere Vorväter Halt in Erzählungen, die ihnen einfache Antworten auf große Fragen boten. Und wann soll man je stärker danach gieren als jetzt? Tatsächlich beobachten Forscher, dass sich Digital Natives wieder vermehrt der Spiritualität zuwenden.
Für diejenigen unter ihnen, die schon ein Prime-Konto haben, dürfte der Schritt zum astrologischen Produkttipp gar nicht so radikal sein. Der Konzern hat sie über Jahre erzogen, sich bei der Kaufentscheidung von den Sternen leiten zu lassen. Die wurden bisher zwar nur von anderen Amazon-Jüngern vergeben. Allerdings sind die Bewertungstexte häufig schon auf astrologischem Schwurbel-Niveau.