Zwischen den Zahlen:Burn it down

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Feuer hat auf viele Menschen eine erstaunlich beruhigende Wirkung. (Foto: AndreasF. / photocase.com)

Dinge zu verbrennen kann sehr heilsam sein. Immer mehr Firmen hören nun damit auf - die Kunden aber machen weiter.

Glosse von Vivien Timmler

Mit der Symbolik ist das so eine Sache. Eine Flamme auf orangenem Hintergrund sendet ein ganz eindeutiges Signal. Vorsicht, hoch entzündlich. Aber wie ist das mit einem Feuer-Emoticon in einer SMS? Steht es nun für Begehren oder Hass? Für Hitze oder Gefahr? Für brandheiße News oder ein heikles Vorhaben?

In der Traumdeutung wird es noch komplizierter: Wer von einem hell lodernden Feuer träumt, den erwarten im echten Leben Liebe und familiäres Glück. Wer sich an diesem Feuer aber verletzt, sollte eine bestimmte Handlung vom Vortag besser nicht wiederholen. Und wer im Traum Geld verbrennt, der hat unterbewusst schon die ganze Zeit das Gefühl, seine Fähigkeiten nicht auszuschöpfen.

Tatsächlich hat es auf viele Menschen eine heilsame Wirkung, Dinge zu verbrennen: die Briefe des Verflossenen etwa, über den man nicht hinwegkommt. Die XXL-Hosen, die nach der Diät zum Glück nicht mehr passen. Und wer hat nach dem Abitur nicht die gesammelten Werke aus 13 Schuljahren mit Genugtuung auf dem Osterfeuer vernichtet?

Motoren, Zigaretten: Der Mensch verbrennt nicht mehr

Und doch ist das Verbrennen nicht mehr das, was es einmal war. Verbrennungsmotor? Wird vertrieben und ersetzt durch Elektroantriebe. Zigaretten? Sind out, es wird nicht mehr verbrannt, sondern lediglich erhitzt und verdampft. Und dann auch noch die Luxuskonzerne.

Nach heftiger Kritik hat Burberry bekannt gegeben, künftig keine unverkäuflichen Klamotten mehr zu verfeuern. 2017 waren es noch Waren im Wert von 32 Millionen Euro. Viele Modehersteller gehen so mit ihren Ladenhütern um. H&M etwa, wenn es nicht schnell genug gelingt, in den Läden für die neue Kollektion Platz zu machen. Und nicht auszudenken, was mit dem Image der Marken geschähe, wenn sich plötzlich jeder einen Burberry-Trenchcoat oder eine Prada-Sonnenbrille leisten könnte.

Aber keine Panik: Was die Firmen geloben, künftig zu unterlassen, übernehmen einfach ihre Kunden. Aus Protest gegen die Nike-Werbung mit Footballspieler Colin Kaepernick etwa verbrannten jüngst Hunderte bedingt tolerante Amerikaner ihre Schuhe und posteten Videos davon in den sozialen Netzwerken. Und weil Jeanshersteller Levi's es wagte, sich gegen die US-Waffengesetze zu positionieren, gingen auch dessen Hosen in Flammen auf. Protest gut und schön: Aber denkt dabei auch jemand an die Umwelt?

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Mode
:Burberry will keine Klamotten mehr verbrennen

Der Luxus-Konzern verspricht, mit seiner unverkäuflichen Mode künftig anders umzugehen. Doch selbst Billigmarken verheizen mittlerweile ihre Ladenhüter.

Von Björn Finke

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