Zusammenarbeit von Europas Telekom-Konzernen:Ein Netz für Europa

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Die EU ermuntert Telekom-Konzerne, über Grenzen hinweg ihre teure Infrastruktur, sowie die Netze und Mobilfunkmasten gemeinsam zu nutzen. Das könnte Vorteile für Verbraucher bringen.

Von Björn Finke

Ideen der EU-Kommission erfreuen Telekommunikations-Unternehmen oft eher wenig. Aus Brüssel kamen etwa Beschlüsse, die lukrativen Gebühren für Handytelefonate im Ausland zu senken. Doch EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hat nun einen Vorschlag gemacht, der den Firmenchefs gefallen dürfte, denn das Gedankenspiel des Spaniers würde die Kosten senken. Almunia gab den Managern bei einem Treffen den Ratschlag, über Grenzen hinweg ihre teure Infrastruktur, die Netze und Mobilfunkmasten, gemeinsam zu nutzen.

Europas Wettbewerbshüter würden es wohl erlauben, wenn die Unternehmen hier enger zusammenarbeiteten, sagte Almunia einem Bericht der Financial Times zufolge. Diese Haltung stellt einen markanten Gegensatz dar zur Sicht der EU auf Fusionen innerhalb eines Landes. Wollen sich Telekomgesellschaften, die in einem Staat konkurrieren, zusammenschließen, sind die Brüsseler Kartellwächter skeptisch, weil sie als Ergebnis weniger Wettbewerb und damit Nachteile für die Verbraucher fürchten.

An dem Treffen, das bereits im November stattfand, hätten Top-Manager unter anderem von Deutscher Telekom, France Télécom, Telefónica aus Spanien und Telecom Italia teilgenommen, sagte ein Sprecher Almunias am Mittwoch in Brüssel. Die Initiative, stärker zusammenzuarbeiten, müsse aber von den Unternehmen selbst ausgehen. Ein Sprecher der Deutschen Telekom wollte das Thema nicht kommentieren. Vom europäischen Branchenverband ETNO hieß es, bei dem Gespräch sei es nicht um eine internationale Gemeinschaftsfirma für das Netz gegangen, sondern nur um grundsätzliche Fragen der Zusammenarbeit. Die Hürden für den gemeinsamen Betrieb eines Netzes sind auch hoch: Technische Standards unterscheiden sich zwischen Staaten, zudem hätten nationale Regulierer wie die Bundesnetzagentur ernste Bedenken.

Dass aber Almunia zu mehr Kooperation ermuntert, folgt einer einfachen Logik: Arbeiten Konzerne über Grenzen hinweg zusammen, schadet das nicht unbedingt dem Wettbewerb in den einzelnen Ländern. Im Gegenteil könnten Verbraucher profitieren, wenn die Kosten sinken und damit vielleicht die Preise. Denn gemeinsam ein Netz zu betreiben, gemeinsam Ausrüstung dafür einzukaufen, sein Netz besser auszulasten, weil auch Kunden anderer Unternehmen mit ihm telefonieren - all das spart Geld. Im Vergleich zur USA oder China ist Europas Telekommarkt sehr zersplittert, das Potential ist also da. Und Geld zu sparen ist bitter nötig, da viele Konzerne hoch verschuldet sind. Wegen der harten Konkurrenz fallen die Gebühren, zugleich müssen die Firmen ihre Netze für Milliarden Euro aufrüsten, damit Kunden zuhause und auf dem Handy schneller im Internet surfen können.

© SZ vom 10.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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