Netzneutralität Der Verkehr im Internet fließt bislang ungehindert: Internetanbieter übertragen die Datenpakete ihrer Kunden, ohne sich um deren Inhalt zu scheren. Meinen Provider interessiert es erst einmal nicht, ob ich E-Mails checke, ein YouTube-Video ansehe oder mir einen Film herunterlade. Weil der Internetverkehr jedoch zunimmt und die Anbieter nur wenig Geld damit verdienen, suchen diese nach neuen Geschäftsmodellen. Betrachtet man das Internet als Autobahn, könnte das zum Beispiel bedeuten, dass die linke Spur für bestimmte Premium-Kunden oder Dienste reserviert ist, während der Rest rechts im gedrosselten Tempo fährt. EU und USA sprechen sich grundsätzlich für Netzneutralität aus - doch gibt es einen starken Druck der Unternehmen, davon abzurücken.
Urheberrecht Daten sind inzwischen innerhalb von Millisekunden kopierbar, und das sorgt bei Musik- und Filmindustrie für Kopfschmerzen. Sie argumentieren, dass die unerlaubte Kopie eines Songs oder eines Filmes dem Diebstahl gleichkommt - und fordern deshalb einen besseren Schutz des Urheberrechts. Gleichzeitig hat das Internet eine Mashup-Kultur hervorgebracht: Plattformen wie YouTube leben von Filmen, die aus verschiedenen Videos zusammengesetzt wurden, in der Musik braucht es heutzutage nicht einmal mehr zwei Plattenteller, um Songs zu mischen. Die progressive Gegenforderung lautet deshalb: Das Urheberrecht muss flexibler werden und der neuen digitalen Umgebung gerecht werden.
Die Macht der Großkonzerne Apple, Google, Facebook: Das Internet wird derzeit von Großkonzernen dominiert. Welche Marktmacht sie bekommen, hängt von der Entscheidung der Nutzer, aber auch von politischen und kartellrechtlichen Überlegungen ab. Die Vorbehalte gegen die Unternehmen sind ganz unterschiedlich: Apple baut auf seinen Endgeräten ein eigenes Ökosystem, das den Nutzer in ein Apple-Universum zwängt; Google ist wegen seiner Datensammelwut und umstrittenen Projekten wie den Street-View-Kamerafahrten in der Kritik; Facebook wiederum machte mit intransparenten Nutzungsbedigungen Schlagzeilen. Allerdings ist kein Imperium auf ewig gebaut: Noch vor etwas mehr als zehn Jahren sah Microsoft wie das Unternehmen aus, dass Computer und Internet dominieren würde.
Datenkontrolle Nutzer zahlen für kostenlose Dienste wie Facebook und Google mit ihren Daten. Doch was sie von sich Preis geben, ist häufig nicht klar: Verbraucherschützer fordern deshalb eine bessere Kontrolle des Einzelnen über die gesammelten Informationen, beispielsweise durch einen Datenbrief, in dem dies Unternehmen mitteilen. Allerdings unterscheidet sich das Verständnis von Privatsphäre in Europa und den USA, nationale Regelungen greifen beispielsweise zu kurz, wenn Daten deutscher Bürger auf US-Servern gespeichert werden. Auf diese haben beispielsweise auch die dortigen Geheimdienste Zugriff, ohne, dass es darüber Transparenz gäbe.
Cyber-Sicherheit und Internetkriminalität Weil ein immer größerer Teil unserer Identität online verwaltet wird, sind wir verwundbarer geworden: Identitätsdiebstahl nimmt weltweit stark zu, tausende von Kreditkartendaten sind im Netz bereits heute für wenige Euro zu kaufen. Sorgen machen vor allem "Zero-Day-Exploits", also Angriffe durch bislang unbekannte Sicherheitslöcher, sowie großangelegte Attacken, um Regierungsbehörden, Banken oder ans Internet gekoppelte Infrastrukturen wie Energie- oder Verkehrsverwaltungen lahm zu legen. In Sachen Internetkriminalität fehlt es zudem häufig noch an internationaler Koordination, zum Beispiel beim Löschen von Seiten mit illegalen Inhalten.
Identität Auch wenn wir über unsere IP-Adresse identifizierbar sind: Anonymität war bislang einer der Grundpfeiler des Internets, wie wir es kennen. Doch wenn wir künftig Behördengänge per Mausklick erledigen möchten, wäre eine einheitliche Identität wünschenswert, argumentieren Politiker wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Kritiker sehen darin den Versuch, die Kontrollmöglichkeiten zu verstärken - die Debatte über Identität im World Wide Web wird in den kommenden Monaten und Jahren jedoch geführt werden.
Offenheit Das Internet lebt vom Datenaustausch - doch weil viele verschiedene Entwickler und Unternehmen beteiligt sind, dauert es, bis einheitliche Standards entstehen. Weil bestimmte Dateiformate auch Lizenzgebühren kosten, fordern Netzaktivisten zum Beispiel Open-Source-Standards. Mit dem Aufstieg von geschlossenen Systemen im Internet gewinnt jedoch auch eine andere Frage an Bedeutung: Bauen Konzerne gerade wie Apple ein zweites World Wide Web, das nicht mehr im Browser angezeigt wird, sondern über streng kontrollierte Applikationen funktioniert? Ein solches System würde der Idee des offenen Datenaustausches komplett entgegen laufen - am Ende gäbe es ein Apple-Internet, ein Facebook-Internet etc.
Bandbreite Neue mobile Endgeräte sowie die Explosion der Video-Nutzung sorgen dafür, dass die Kapazitäten der Netze an ihre Grenzen geraten. Gerade beim mobilen Internet und im ländlichen Raum fehlt es noch an ausreichend starken Verbindungen, um das Internet voll zur Entfaltung kommen zu lassen. In den USA hat der Mobilfunkriese AT&T jüngst bereits seine mobilen Datenflatrates aus dem Programm genommen und mit Volumentarifen ersetzt. Die Folge: Die Entwicklung von Diensten wie mobilem Fernsehen oder Videotelefonie verlangsamt sich, da die Kunden künftig wieder genau auf ihren Datenverbrauch achten werden.
Gehirn und Verhalten im digitalen Zeitalter Macht uns das Internet wirklich zu erinnerungslosen Multitaskern, wie mancher Autor uns glauben machen möchte? Oder lernen wir dadurch einfach, Dinge anders zu bewerten und zu verknüpfen? Die Debatte über die Folgen des Internets auf unser Gehirn ist auch deshalb so aufgeregt, weil verlässliche Langzeitstudien bislang Mangelware sind. Auch die Folgen der Online-Welt auf unser Verhalten in der Realität sind bislang kaum erforscht: Sind wir beispielsweise weniger bindungsfähig, weil wir Facebook-Freunde per Mausklick entfernen können? Oder bildet das Internet nur ein Verhalten ab, das wir inzwischen längst in der realen Welt pflegen?
Der digitale Graben Wir reden über "das Internet", doch jeder meint etwas anderes. Vielen ist der Umgang mit dem vergleichsweise neuen Medium noch suspekt, anderen kann der Fortschritt nicht schnell genug gehen. Bei Debatten darüber, wie sich das Internet und unser Umgang damit entwickeln, fehlt deshalb eine gemeinsame Gesprächsebene. Nur wenn dieser digitale Graben überbrückt wird, kann es zu einer Verständigung über das Wesen des Netzes und die Folgen der Digitalisierung kommen.