Zinsen für deutsche Staatsanleihen steigen:Ein sicherer Hafen - noch

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Bislang galt die Bundesrepublik Anlegern als so verlässlich, dass sie ihr Geld gerne hier parkten. Der Staat sparte so Millionen an Zinsen. Doch nun steigen auch die Renditen für deutsche Anleihen wieder.

Die Krise ist nicht für alle schlecht. Während Schuldenstaaten wie Italien hohe Zinsen zahlen müssen, oder Länder wie Spanien und Griechenland kaum noch an Kredite kommen, hat ein Staat profitiert: Deutschland. Die Bundesregierung galt als so verlässlich, dass sie zuletzt ohne Probleme Geld für 0,0 Prozent Zinsen aufnehmen konnte. Rechnet man die Inflation mit ein, schenken die Anleger Deutschland also Geld, um ihr Kapital hierzulande parken zu dürfen. Die Bundesrepublik hat so Millionen an Zinsen gespart - viel Geld, das sie woanders ausgeben konnte.

Doch nun steigen die Renditen für die Anleger wieder, wenn auch nur leicht. Deutschland hat an diesem Mittwoch zehnjährige Anleihen versteigert und muss dafür wieder mehr Zinsen zahlen. Im Mai erreichten diese Papiere ein Rekordtief von 1,47 Prozent, jetzt liegt der Zins bei 1,52 Prozent. Die Versteigerung war 1,4fach überzeichnet, nicht alle potenziellen Investoren kamen zum Zug. Insgesamt sammelte der Bund etwa fünf Milliarden Euro ein.

Ein Zinsunterschied von 0,05 Prozentpunkten klingt nicht groß, aber er könnte eine Trendwende markieren. Außerdem geht es um Kredite in Milliardenhöhe, da entsprechen wenige Prozentpunkte gleich vielen Millionen Euro, die dann im Staatshaushalt fehlen.

Bereits seit ein paar Tagen, schon vor dem Rettungsruf Spaniens am Wochenende, sind die Renditen auf dem Zweitmarkt gestiegen. Je sicherer eine Anlage eingeschätzt wird, desto weniger Zinsen wollen die Investoren. Anfang Juli lag die Rendite für zehn Jahre laufende Anleihen auf dem Sekundärmarkt bei einem Rekordtief von unter 1,2 Prozent, nun erreicht sie wieder Werte jenseits der 1,5 Prozent.

Händler fürchten, dass im Zuge der sich verschärfenden Euro-Krise immer höhere Kosten auf Deutschland zukommen könnten. "Ist Deutschland das nächste Griechenland?", formulierte flott ein Analyst der UBS. Jedenfalls würden die Händler Deutschland als etwas weniger sicheren Hafen für ihr Geld ansehen. Die steigenden Renditen könnten auch signalisieren, dass die Investoren eine Fiskalunion erwarten: "Die Märkte könnten die Haftungsgemeinschaft vorwegnehmen", schlussfolgert Mark Schieritz im Herdentrieb-Blog auf Zeit Online.

Der bekannte Vermögensverwalter Pimco hat sich bereits von deutschen Anleihen getrennt und nur noch wenige Papiere in seinen Depots. "Deutschland verliert durch die zunehmenden Risiken an Qualität", erklärte Andrew Bosomworth von Pimco. Schließlich drohten dem Bundeshaushalt durch die milliardenschweren Rettungsschirme und anderweitige Verluste enorme Belastungen. Pimco verwaltet Milliarden und ist eine der einflussreichsten Fondsgesellschaften weltweit. Signale aus dem Haus der Allianz-Tochter können Marktbewegungen auslösen. 2011 hatte Pimco gegen US-Anleihen gewettet. Das hat sich aber für die Firma nicht gelohnt, ihr entgingen gute Renditen.

Die Börsianer machte zuletzt zudem eine Warnung der Ratingagentur Fitch nervös: Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro würde die Bonitäten erstklassig bewerteter Staaten wie Deutschland infrage stellen, weil die Krise dann um sich greifen könnte. Deutschland genießt im Moment eine "AAA"-Bewertung - die höchste Stufe, die nur noch drei weitere Euro-Länder verliehen bekommen haben: Luxemburg, Finnland und die Niederlande. Noch, wie Pessismisten sagen.

Von Krisen-Renditen, wie sie Spanien und Italien zurzeit erleben, ist Deutschland allerdings weit entfernt. Diese liegen aktuell bei mehr als sechs Prozent, auf einem kritischen Niveau. Analysten sehen dementsprechend das Rückschlagspotenzial für Bundesanleihen begrenzt: Deutsche Anleihen zählten nach wie vor zu den sichersten und liquidesten Anlagen weltweit, hieß es in einem Kommentar der Commerzbank.

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