Zalando:Verlust vervierfacht

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Europas größten Online-Modehändler plagt mehr als nur ein zu heißer Sommer. Die Kosten werden zum Problem. Der Aktienkurs gehört zu den Verlierern im MDax.

Von Michael Kläsgen, München

Dass der Sommer nicht gut lief für Zalando, war bekannt. Dass er aber so schlecht war, schockierte die Anleger dann doch am Dienstag, als Europas größter Online-Modehändler die Zahlen für das dritte Quartal bekannt gab. Der Aktienkurs stürzte zeitweise um mehr als zehn Prozent auf 30,96 Euro ab, ehe er sich im Laufe des Tages wieder stabilisierte. Das vor zehn Jahren als Start-up gestartete Unternehmen gehörte damit zu den größten Verlierern im Nebenwerteindex M-Dax. Seit dem Höchststand im Juli büßte der Konzern etwa 38 Prozent an Wert ein.

Auch andere Händler litten unter dem heißen Sommer, weil die Verbraucher weniger einkauften. Zalando erwischte es aber besonders hart. Als der Konzern die Anleger im September per Mitteilung darauf vorbereitete, dass der Gewinn in diesem Jahr erheblich geringer ausfallen werde als geplant, war der Aktienkurs zwischenzeitlich bereits um mehr als 20 Prozent abgesackt. Zalando peilt beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2018 nur noch 150 bis 190 Millionen Euro. Zuvor Bislang war zumindest noch das untere Ende der Spanne von 220 bis 270 Millionen Euro angepeilt worden. Das war bekannt.

Nun teilte das Unternehmen zudem mit, im dritten Quartal einen viermal so hohen Verlust wie im vergangenen Jahr eingefahren zu haben. Der Grund dafür war nicht nur eine wegen der Hitze rückläufige Nachfrage. Darüber hinaus plagen Zalando strukturelle Probleme: höhere Kosten bei Logistik, Vertrieb und Service. Dazu gehört beispielsweise, dass Zalando zurückgeschickte Artikel nicht optimal aufbereitete. Bei einer Retourenquote von 50 Prozent kann das schnell ins Gewicht fallen. Das bereinigte operative Ergebnis fiel mit 38,9 Millionen Euro im dritten Quartal negativ aus, nach 0,4 Millionen Gewinn vor Jahresfrist. Die Erlöse stiegen lediglich um 11,7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. "Wir sind mit unserem finanziellen Ergebnis im dritten Quartal ganz klar nicht zufrieden", sagte Vorstandschef Rubin Ritter.

Der Winter soll das Geschäftsjahr jetzt noch retten. Ritter hofft auf ein Umsatzwachstum im vierten Quartal von 20 bis 25 Prozent. Die Zahl der aktiven Kunden und der Bestellungen wächst zwar und erreicht Höchststände. Allerdings muss Zalando hinnehmen, dass der Wert der bestellten Waren geringer wird. Der Konzern bietet seinen Kunden deswegen zunehmend ganze Outfits statt nur Einzelteile an. Zudem hat er eine "Beauty"-Sparte gegründet und prüft, wie er sein Geschäftsmodell erweitern kann. Dazu gehört, dass er immer mehr Marken mit ins Programm nimmt. Auf diese Weise soll sich der Umsatz, wie Ritter am Dienstag noch einmal betonte, von 4,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bis 2020 verdoppeln oder sogar die Zehn-Milliarden-Marke knacken.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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