Wohnungsmangel:Erst mal nur ein Plan

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Baustelle in Rheinland-Pfalz. Neue Wohnungen werden dringend gebraucht, insbesondere in Ballungsgebieten. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Die große Koalition will, dass binnen vier Jahren in Deutschland 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Das wird schwierig. Einige Anbieter glauben nicht daran.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Die neue Bundesregierung hat ein ehrgeiziges Ziel: "Wir wollen erreichen, dass 1,5 Millionen Wohnungen und Eigenheime frei finanziert und öffentlich gefördert gebaut werden." So steht es im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Das wären bei vier Regierungsjahren 375 000 Wohnungen pro Jahr.

Doch ist das zu schaffen?

Die mittelständischen Immobilien- und Wohnungsunternehmen glauben nicht daran. Wenn die Politik keine neuen Impulse für bezahlbaren Wohnraum setze, werde die Zahl der fertiggestellten Wohnungen nach einem kurzen Anstieg auf mehr als 300 000 "in den kommenden Jahren auf 250 000 oder noch darunter zurückgehen", sagt Andreas Ibel, Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Dies gelte vor allem für "den Neubau im bezahlbaren Segment". Das ergibt sich aus einer Umfrage des Verbands bei seinen 1600 Mitgliedsunternehmen, die etwa die Hälfte der Wohnungen in Deutschland planen und bauen.

"Was die Menschen verdienen und das, was der Bau einer Wohnung kostet, passt nicht mehr zusammen", sagt Ibel. Und dieses Problem werde eher größer, weil Baugrundstücke in den Städten fehlen und die Baukosten eher weiter steigen werden. So sieht es auch Andreas Schulten, Vorstandsmitglied des Beratungsunternehmens Bulwiengesa: In den sieben deutschen A-Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart seien die Grundstücks- und Baukosten mittlerweile so hoch, dass dort der Markt für die Projektentwickler stagniere. Dies zeigt eine neue Studie von Bulwiengesa über die Entwicklung von Wohnbauprojekten mit einer Fläche von mindestens 1000 Quadratmetern. Demnach wuchs 2017 nur noch in München und Stuttgart die entwickelte Fläche für Wohnungen. In den fünf anderen Städten ging sie zurück. Viele Projektentwickler würden lieber in den Speckgürteln der Großstädte und in kleineren Städten investieren - oder Büroobjekte bauen, sagte Schulten.

Der BFW-Umfrage zufolge sind bürokratische Hürden für die Wohnungsbaufirmen, wie etwa lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, eher größer geworden. Drei von vier Befragten finden es schwieriger, Fachplaner und Baufirmen zu finden. Für BFW-Präsident Ibel ist daher klar: Bund, Länder und Kommunen müssten mehr tun, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Sonst werde das nichts mit den 375 000 Wohnungen.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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