Wirtschaftspolitik:Die USA wollen wie Deutschland werden

U.S. Treasury Secretary Steven Mnuchin talks during an interview with Reuters in Sao Paulo

US-Finanzminister Mnuchin ist Verfechter der Politik von US-Präsident Trump.

(Foto: REUTERS)
  • Laut US-Finanzminister Mnuchin strebt seine Regierung einen Handelsvertrag mit der EU an - "ohne Zölle, ohne Barrieren, ohne Subventionen".
  • Die USA wollen mehr verkaufen. Und am liebsten das erreichen, was Deutschland hat: einen Handelsüberschuss.
  • Ob die EU-Staaten sich auf einen Deal zu Trumps Konditionen einlassen, ist fraglich - zumal die 27 Länder nicht mal untereinander einig sind, was sie wollen.

Von Cerstin Gammelin, Buenos Aires

Die USA sind bereit, mit der Europäischen Union über ein Freihandelsabkommen zu reden. "Wir hoffen, dass Kommissionspräsident Juncker, der nächste Woche nach Washington kommt, einen Vorschlag der Europäer mitbringt", sagte US-Finanzminister Steven Mnuchin am Samstag in Buenos Aires. Juncker wird Mitte kommender Woche im Weißen Haus erwartet, um über die Handelsbeziehungen zu sprechen.

In der argentinischen Hauptstadt beraten die Finanzminister und Notenbankchefs der G-20-Staaten am Wochenende über Handel, Währungen und digitale Steuern. "Wir wollen ein Abkommen mit den Europäern schließen", betonte Mnuchin, der als treuer Verfechter der Politik von Präsident Donald Trump gilt. Die amerikanischen Bedingungen dafür lauteten: "keine Zölle, keine Subventionen, keine Barrieren". Der Handel mit den Europäern müsste frei, fair und zum beiderseitigen Vorteil betrieben werden. Trump hatte beim G-7-Gipfel in Kanada bereits in der vertraulichen Runde der Regierungschefs erklärt, er sei zu einem solchen Abkommen bereit.

Die Europäer sind allerdings weiter nicht einverstanden, sich die Konditionen von Trump und dessen Amerika-First-Politik diktieren zu lassen. Auf die von Washington verhängten Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium haben sie mit Gegenmaßnahmen geantwortet. Problematisch ist auch, dass die 27 EU-Staaten sehr unterschiedliche Interessen verfolgen. Für Deutschland ist etwa der Auto-Sektor so wichtig wie für Frankreich die Landwirtschaft. Auch die anderen Staaten haben besondere Handelsprodukte. Das macht es schwer, ein gemeinsames Handelsmandat abzustimmen, mit dem die EU-Kommission dann im Namen aller EU-Staaten verhandeln kann.

Mnuchin ließ keinen Zweifel daran, dass Handel betreiben für die USA vor allem bedeutet, mehr Produkte in alle Welt verkaufen wollen. Er habe in den vergangenen Tagen Mexiko, Puerto Rico und Brasilien besucht und über Handel geredet. Ebenso Kanada. Die USA wollten Verträge mit dem Ziel schließen, dass es überall so gut laufen werde wie bereits in Brasilien. Das Land sei "ein guter Platz für US-Investoren und Händler. Wir haben schon einen schönen Handelsbilanzüberschuss und den wollen wir ausbauen". Was nichts anderes bedeutet, als dass US-Präsident Trump genau das selbst will, was er Deutschland vorwirft: einen Handelsüberschuss. Trump will, ökonomisch gesehen, dass die USA das neue Deutschland werden.

Mnuchin schaut neugierig auf Handel zwischen EU und Japan

Mnuchin lässt auch durchblicken, dass Deutschland und Europa nicht nur beim gegenseitigen Handel als Gegner betrachtet werden, sondern auch als harte Konkurrenten im Kampf um die Märkte in Asien. Er freue sich auch das Treffen mit den japanischen Kollegen, sagte der US-Finanzminister. Japan habe ja kürzlich einen Handelsvertrag mit der Europäischen Union geschlossen. "Ich bin neugierig, dazu mehr Details zu erfahren".

Überraschend deutlich wies Mnuchin darauf hin, dass man "nicht so viel in die Tatsache interpretieren soll, dass ich hier nicht den chinesischen Kollegen treffe". Dieser sei schlicht nicht nach Buenos Aires angereist. "Aber wir teilen das Begehren, eine ausgeglichenere Partnerschaft zu führen." Und was ausgeglichener für Washington heißt, machte Mnuchin auch klar. "Das bedeutet für uns, dass wir mehr amerikanische Produkte nach China verkaufen wollen." Der Handel mit China berge enorme Potenziale. "China hat eine rasch wachsende Bevölkerung, der amerikanische Produkte gefallen." Zudem lieferten die USA jetzt schon Energie und landwirtschaftliche Produkte, "es gibt viele Möglichkeiten, wenn wir einen fairen Handelsvertrag hinbekommen".

Zur SZ-Startseite
Tokio Hafenansicht

Japan und die EU
:Ein Freihandelsabkommen als Kampfansage an Washington

Der neue Vertrag zwischen Brüssel und Japan ist der bislang größte Handelspakt in der Geschichte der EU. Beide Regionen treten damit dem Trump'schen Protektionismus entgegen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: