Auszeichnung:Wirtschaftsnobelpreis geht an US-Ökonomen Milgrom und Wilson

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Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson sind die Träger des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises (Foto: Nobel Media)

Die beiden US-Ökonomen werden vor allem für Verbesserungen der Auktionstheorie geehrt. Ihre Forschungsergebnisse können im Alltag eine große Rolle spielen - gerade auch in der Corona-Krise.

Der sogenannte Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson. Die beiden US-Ökonomen werden damit für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt gab.

Der 1948 geborne Milgrom lehrt an der Universität Stanford in Kalifornien und gilt als Spezialist für Spieltheorie - die Auktionstheorie ist ein Teilgebiet der Spieltheorie. Wilson, geboren 1937, lehrte ebenfalls in Stanford, ist aber mittlerweile emeritiert. Er entwickelte eine Theorie für die Auktion von Dingen von einem allgemeinen Wert, der vorab unbekannt ist - etwa von Radiofrequenzen oder der Menge an Bodenschätzen in einem bestimmten Gebiet. Wilson zeigte, warum Bieter dazu neigen, Gebote unterhalb ihrer eigenen Schätzung des allgemeinen Werts abzugeben: Sie haben Sorge, dass sie zu viel zahlen und dadurch schlecht wegkommen.

Milgrom formulierte eine allgemeinere Theorie für Auktionen, die nicht nur den Gemeinwert einbezieht, sondern auch private Werte, die sich von Bieter zu Bieter unterscheiden. Er forscht zum Beispiel an Modellen zur Versteigerung von Anzeigen im Internet.

Hilfe für die Corona-Krise

Die Forschungsergebnisse der beiden können im Alltag eine große Rolle spielen. Wilson hat vor wenigen Wochen in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung zusammen mit Kollegen darüber geschrieben, wie der Staat in der Corona-Krise Medizingüter verteilen könnte. Auch hier müssen, wie auf anderen Märkten, knappe Güter verteilt werden, zum Beispiel Masken oder Beatmungsgeräte. Die Autoren definieren Markt so, dass er auch ganz ohne Geld funktionieren kann - und schlagen andere Regeln für das Krisenmanagement während der Pandemie vor. Zum Beispiel könnte eine Clearingstelle die Bedarfe der Krankenhäuser schätzen und bei der Verteilung knapper Medizingüter helfen.

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Mit Wilson und Milgrom sind für dieses Jahr alle Nobelpreisträger verkündet worden. Bereits in der vergangenen Woche waren die Auserwählten in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekannt gegeben worden. Alle Preise sind diesmal pro Kategorie mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 960 000 Euro) dotiert, das ist eine Million Kronen mehr als 2019.

Damals waren die drei Ökonomen Esther Duflo, Abhijit Banerjee und Michael Kremer für ihre Verdienste im Kampf gegen die globale Armut ausgezeichnet worden. Duflo ist die bisher erst zweite Frau unter den Preisträgern in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften gewesen.

Im Gegensatz zu den übrigen Nobelpreisen geht die höchste Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaftler nicht auf den Namensgeber Alfred Nobel zurück. Darum heißt der Preis offiziell Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Die Schwedische Reichsbank stiftete ihn 1968 anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens - ein Jahr später wurde er erstmals verliehen. Alfred Nobel hatte in Briefen betont, dass er die Ökonomik ablehne und sie darum auch nicht in seinem Testament berücksichtige.

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