Wirtschaftsberatungen zwischen USA und China:Dissens in der Diplomatie, Konsens in der Wirtschaft

Lesezeit: 2 min

Im Schatten des diplomatischen Konflikts um den Dissidenten Chen Guangcheng haben sich die USA und China in Wirtschaftsfragen angenähert. US-Finanzminister Geithner bescheinigt der Volksrepublik Fortschritte auf dem Weg zu einem flexiblen Devisensystem.

Im Schatten des diplomatischen Konflikts um den Dissidenten Chen Guangcheng haben sich die USA und China in zentralen Wirtschaftsfragen angenähert. Die Volksrepublik werde ausländischen Firmen einen größeren Zugang zum heimischen Wertpapierhandel gewähren, sagte ein US-Regierungsvertreter am Freitag am Rande der jährlichen Wirtschaftsberatungen beider Regierungen in Peking.

Auch beim Zankapfel Wechselkurspolitik gingen die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt aufeinander zu: US-Finanzminister Timothy Geithner bescheinigte der kommunistischen Führung Fortschritte auf dem Weg zu dem vom Westen geforderten flexiblen Devisensystem. Die Regierung in Peking wiederum sieht die USA an ihrer Seite, um der heimischen Währung weltweit mehr Geltung zu verschaffen.

Die Obergrenze für eine Beteiligung von Brokern und anderen Handelshäusern an Gemeinschaftsunternehmen in China solle von 33 auf 49 Prozent angehoben werden, sagte der US-Regierungsvertreter weiter. Zudem könnten diese Joint Ventures künftig auch Terminverträge und Rohstoffe in China handeln. "Dies wird große Möglichkeiten eröffnen und dazu beitragen, Chinas Kapitalmärkte zu stärken." In der chinesischen Bankenbranche sind Wall-Street-Größen wie Goldman Sachs, Citigroup und Bank of America engagiert. "Dies ist ein Schritt in Richtung weiterer Öffnung und Liberalisierung des Finanzsektors, der wiederum von den größeren Reformanstrengungen abhängt", betonte der US-Vertreter.

Weitreichende und vielversprechende Reformen

US-Finanzminister Geithner ermutigte China zum Abschluss des jährlichen Wirtschaftsdialogs zu weiteren Reformschritten. "China hat sich in Richtung eines flexiblen Wechselkurssystems bewegt, in dem der Markt eine größere Rolle spielt." Es gebe weniger Eingriffe auf den Devisenmärkten. Die Volksrepublik arbeite auch darauf hin, die Kapitalflüsse in und aus dem Land sowie den internationalen Einsatz ihrer Währung weniger zu kontrollieren. "Diese Schritte sind weitreichend und vielversprechend", erklärte Geithner. Im Laufe der Zeit würden sie zu einer weiteren Aufwertung des Yuan zum Dollar und anderen wichtigen Währungen führen. Der Yuan ist bislang eng an den Dollar gebunden, nur kleine Kursbewegungen sind erlaubt.

Kritiker werfen dem Exportweltmeister China vor, eine Aufwertung zu verhindern, um sich so Vorteile auf den Weltmärkten zu verschaffen. China wiederum will den Yuan langfristig als Alternative zu den beiden dominierenden Reservewährungen Dollar und Euro aufbauen. Peking zeigte sich am Freitag gewiss, auf dem Weg dahin die Rückendeckung der USA zu haben. Die Vereinigten Staaten unterstützten die geplante Aufnahme des Yuan in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF), sagte der stellvertretende Ministerpräsident Wang Qishan.

Der IWF hat allerdings deutlich gemacht, dass nur solche Währungen aufgenommen werden, die auch frei umtauschbar sind. China strebt das bis 2015 an. An den Korb sind finanzieller und faktischer Einfluss in dem Fonds gekoppelt, der bislang von den Industriestaaten dominiert wird.

© Reuters/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: