Wirtschaft kompakt:Rekordstimmung mit Fußnote

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Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Index, klettert den vierten Monat in Folge und US-Präsident Obama verpflichtet GE-Chef Immelt als neuen Wirtschaftsberater. Das Wichtigste in Kürze.

Die deutsche Wirtschaft startet mit überraschend viel Rückenwind ins Jahr 2011: Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar den vierten Monat in Serie und kletterte auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer legte auf 110,3 von 109,8 Punkten im Vormonat zu, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) nach seiner Umfrage unter 7000 Unternehmen mitteilte. Analysten hatten nur mit einem unveränderten Wert gerechnet.

Die Konjunktur hat sich berappelt - und der wichtigste deutsche Wirtschaftsindex klettert den vierten Monat in Folge. Das Bild zeigt die Insignia-Produktion bei Opel in Rüsselsheim. (Foto: dpa)

"Die deutsche Wirtschaft startet schwungvoll in das neue Jahr", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Treibende Kraft war erneut die Industrie, die ihre Lage und ihre Aussichten abermals besser einschätzte. Im Einzel- und Großhandel hingegen kühlte sich das Geschäftsklima etwas ab, allerdings hatte in beiden Sparten die Stimmung im Dezember einen großen Sprung nach oben gemacht.

Branchenübergreifend schätzten die Manager die Aussichten für die kommenden sechs Monate unerwartet besser ein als im Dezember. Das Barometer für die Geschäftserwartungen kletterte auf 107,8 von 106,8 Punkten. Die Lage wurde nur minimal schlechter bewertet; dieses Barometer sank auf 112,8 Punkte von 112,9 Zählern. Die meisten Experten trauen der deutschen Wirtschaft ein weiteres Boomjahr zu.

Auch im Nachbarland Frankreich hellte sich Stimmung der Unternehmer im Januar überraschend kräftig auf. Die Firmen beurteilten die Nachfrage nach ihren Produkten deutlich günstiger als im Vormonat. Insbesondere das Auslandsgeschäft verbesserte sich und die Aufträge zogen an. Der Geschäftsklimaindex stieg auf 108 Punkte von 102 Zählern im Vormonat und übertraf damit die Experten-Erwartung von 104 Punkten.

Späte Abrechnung: Fast neun Jahre nach seinem Sturz als Chef des französischen Medienkonzerns Vivendi Universal ist der französische Topmanager Jean-Marie Messier zu einer Haftstrafe von drei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Zudem muss der 54-Jährige eine Geldstrafe von 150.000 Euro zahlen.

Die Richter befanden Messier am Freitag in den Anklagepunkten Veruntreuung von Gesellschaftsvermögen und gezielte Fehlinformation der Märkte für schuldig. Von der Anklage der Manipulation der Aktienkurse von Vivendi Universal sprachen sie den früheren Börsenliebling hingegen frei. Messiers Anwalt Pascal Wilhelm kündigte umgehend an, in Berufung gehen zu wollen. Mehrere Mitangeklagte wurden ebenfalls verurteilt.

Der Franzose war um die Jahrtausendwende herum in der Börsenszene als Visionär gefeiert worden, weil er den Wasserversorger Compagnie Générale des Eaux mit Zukäufen wie dem TV-Konzern Canal+ und den Universal Filmstudios zu einem weltweit führenden Medienkonzern entwickelt und sich im Telefongeschäft engagiert hatte. Nach einem Rekordverlust von 13,6 Milliarden Euro im Jahr 2001 hatte Messier 2002 den völlig überschuldeten Konzern verlassen.

Erst nach heftigen Protesten verzichtete er auf eine Abfindung von 20,5 Millionen Euro. Seit 2003 leitet Messier eine eigene Beratungsfirma in New York.

Neue Wirtschaftskompetenz für Barack Obama: Der US-Präsident holt sich General-Electric-Chef Jeffrey Immelt als Wirtschaftsberater an seine Seite. Immelt werde ein Beratergremium leiten, das Wege zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der USA aufzeigen solle, erklärte Obama. Der "President's Council on Jobs and Competitiveness" knüpft an die Arbeit des Wirtschaftsgremiums des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker an.

Immelts Erfahrungen bei GE und dessen Kenntnis der immens wichtigen Rolle des privaten Sektors bei der Schaffung von Arbeitsplätzen würden ihn für das neue Amt prädestinieren, erklärte Obama weiter. Immelts Gremium soll unter anderem ausloten, wie Arbeitnehmer durch Schulungen fit für den internationalen Wettbewerb gemacht und Unternehmen in die USA gezogen werden können, teilte das US-Präsidialamt mit.

Volckers "Economic Recovery Advisory Board" legt im Februar die Arbeit nieder. Das Gremium zielte darauf ab, der Regierung dabei helfen, die US-Wirtschaft aus der Krise zu steuern. Obama würdigte den Beitrag Volckers, der mit "Brillanz und großer Erfahrung" mitgeholfen habe, die Finanz- und Wirtschaftskrise zu überwinden.

In Volckers Gremium wirkte auch Immelt mit. Er betonte unter anderem in einem Gastbeitrag der Washington Post die Mitverantwortung privater Unternehmen, die angeschlagene Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Das Chemie- und Pharmanunternehmen Bayer ist ein Konzern im Dauer-Umbau: Erst kommt ein neuer Chef, der Niederländer Marijn Dekkers, dann krempelt der neue Chef die Führungsstrukturen um - und nun reißt Bayer auch noch die frühere Konzernzentrale in Leverkusen ab. Die angedachte Lösung, das Hochhaus mit 5,6 Millionen Leuchtdioden zu versehen und diese strahlen zu lassen, funktionierte aus technischen Gründen nicht befriedigend.

Unterdessen will Bayer sein Geschäft auf dem Wachstumsmarkt Indien deutlich ausbauen und strebt dort bis zum Jahr 2015 eine Milliarde Euro Umsatz an. 2009 habe das Unternehmen in dem südasiatischen Land knapp 400 Millionen Euro Umsatz erzielt, sagte Vorstand Wolfgang Plischke, der für Asien zuständig ist.

Die Zahlen für das Jahr 2010 würden erst im Februar gemeinsam mit denen des gesamten Konzerns veröffentlicht. In Indien habe das Unternehmen aber ein "deutlich zweistelliges" Wachstum verzeichnet.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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