Weltwirtschaftsforum in Davos:1560 Meter über dem Meer

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Vor 39 Jahren deutete wenig darauf hin, dass aus dem Treffen in den Bergen ein Weltwirtschaftsforum werden würde. Nirgends werden so viele Kontakte geknüpft wie in Davos.

Caspar Busse

Vor 39 Jahren reisten 444 Manager aus 31 Ländern in den traditionsreichen Schweizer Wintersportort Davos, der einst als Kulisse für Thomas Manns Roman "Zauberberg" diente.

Dieses Jahr jährt sich das Weltwirtschaftsforum zum 40. Mal. In keinem anderen Ort werden so viele Kontakte geknüpft. (Foto: Foto: laif)

Wenig deutete damals darauf hin, dass aus dem Treffen in den Bergen - auf 1560 Metern über dem Meer - eine der größten Wirtschaftsveranstaltungen werden würde. Denn im folgenden Jahr, 1972, fanden nur weniger als 300 Teilnehmer den Weg nach Davos. Hermann Josef Abs, damals Chef der Deutschen Bank, sollte die Veranstaltung eigentlich leiten, sagte seine Teilnahme aber kurzfristig ab. Klaus Schwabs Idee für ein hochkarätiges Managertreffen stand vor dem Aus.

Doch der gebürtige Ravensburger gab nicht auf und machte weiter, lud erneut im Januar nach Davos ein. 1973 kamen 400, 1974 waren es dann fast 800 Teilnehmer - der Durchbruch. Die weltweite Wirtschaftskrise nach dem Ölschock sorgte für viel Gesprächsstoff und für Beachtung.

Geist von Davos

Nicht nur Wirtschaftsführer, auch immer mehr Politiker folgten in den nächsten Jahren der Einladung Schwabs und verliehen dem Europäischen Management Forum Glanz. 1987 schließlich gab Schwab dem Treffen einen neuen Namen: Weltwirtschaftsforum.

Und er machte damit einen neuen Anspruch deutlich: Es sollte fortan vor allem um die weltweiten Probleme gehen. Die internationale Aufmerksamkeit stieg - und damit die Attraktivität, zumal hier wie an kaum einem anderen Ort auch Gelegenheit zu wichtigen informellen Kontakten besteht. Der "Geist von Davos" schwebte über allem.

1988 reichten sich in der Schweiz die eigentlich verfeindeten Premierminister der Türkei und Griechenlands öffentlichkeitswirksam die Hände. Im Januar 1990 trafen sich Helmut Kohl und der damalige DDR-Ministerpräsident Hans Modrow - nur wenige Wochen nach dem Mauerfall - und führten erste Gespräche über eine Währungsunion. Und 2001 ließ Jassir Arafat in Davos mit großem Aufsehen die israelisch-palästinensische Einigung platzen - eine der größten Enttäuschungen für Veranstalter Schwab.

Solidarität mit den USA

Seitdem aber fehlen die ganz spektakulären Bilder. Nur einmal trafen sich die Teilnehmer nicht in Davos, sondern in New York: im Jahr 2002. Schwab wollte damals Solidarität nach dem Terrorangriff auf das World Trade Center zeigen.

Zum 40. Jubiläum in diesem Jahr erwarten die Organisatoren erneut 2500 Teilnehmer. Die Eröffnungsrede wird am Mittwoch kommender Woche Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy halten. Nicht nur Schlagerstar Udo Jürgens hat sein Erscheinen zugesagt, erwartet werden einige hundert Vorstandsvorsitzende großer internationaler Unternehmen, darunter Josef Ackermann von der Deutschen Bank und Siemens-Chef Peter Löscher.

Bundeskanzlerin Angela Merkel plant derzeit keinen Besuch, dafür werden Außenminister Guido Westerwelle, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sowie Wirtschaftsminister Rainer Brüderle erwartet. Das Treffen, das bis zum 31. Januar dauert, steht unter dem Motto: "Den Zustand der Welt verbessern: überdenken, umgestalten, erneuern."

© SZ vom 23./24.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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