Versicherungen:Wefox sammelt 400 Millionen Dollar bei Anlegern ein

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Die Wachstumsstory Wefox hat damit einen ersten Tiefpunkt erreicht. (Foto: Christoph Dernbach/picture alliance/dpa)

Junge Finanzunternehmen müssen gerade kämpfen. Eine Ausnahme ist das Berliner Versicherungs-Start-up.

Von Herbert Fromme, Köln

Junge Finanzunternehmen haben es im Moment nicht leicht. Der schwedische Bezahldienstleister Klarna erhielt zwar am Montag 800 Millionen Dollar Kapital von Investoren, musste ihnen dafür aber so viele Anteile geben, dass der Gesamtwert des Unternehmens nur noch 6,7 Milliarden Dollar beträgt. Im Juni 2021 hatten Anleger das Start-up noch mit 45,6 Milliarden Dollar bewertet - in einem Jahr hat Klarna 85 Prozent seines Werts eingebüßt.

Das Versicherungs-Start-up Wefox in Berlin trotzt dem Trend. Investoren unter Führung von Mubadala Invest, dem Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi, haben weitere 400 Millionen Euro bei Wefox angelegt, insgesamt sind es jetzt 1,3 Milliarden Dollar. Wefox wurde dabei mit 4,5 Milliarden Dollar bewertet, deutlich mehr als die drei Milliarden Dollar aus dem Jahr 2021.

Die meisten jungen Unternehmen zielen darauf ab, nach drei großen Finanzierungsrunden an die Börse zu gehen. "Aber das macht angesichts des Börsenumfelds aktuell keinen Sinn", sagte Wefox-Mitgründer und Chef Julian Teicke der SZ. Sein Unternehmen konzentriere sich darauf, das Versprochene auch zu liefern. "Wir kriegen auch ohne Börsengang Geld", sagte er selbstbewusst. Dabei habe das Unternehmen derzeit keinen Bedarf gehabt, "wir waren gut durchfinanziert". Aber es gebe viele Wachstumsgelegenheiten. Wefox sei jetzt gut gerüstet, "egal welcher Sturm da kommt".

Mit dem neuen Geld will die Firma in weitere Länder investieren

Zur Wefox-Gruppe gehören ein kleiner Versicherer in Liechtenstein und Maklerfirmen in Deutschland, der Schweiz und Italien. Der Gesamtumsatz betrug im vergangenen Jahr 310 Millionen Euro, 2022 will Teicke ihn fast verdoppeln. 800 Vertreter und andere exklusive Vermittler arbeiten für Wefox, dazu kommen 5000 Makler. Das Unternehmen spricht von zwei Millionen Kunden. 2021 hatte das Unternehmen 550 Mitarbeiter, bis Ende dieses Jahres sollen es insgesamt 2000 werden.

Mit dem neuen Geld will Teicke in weitere Länder expandieren. "Holland ist als nächstes dran", sagte er. Den größten Teil des Geldes will er aber in die Weiterentwicklung der eigenen digitalen Versicherungsplattform stecken. "Über die Zeit wird die Plattform auch für andere Versicherer nutzbar sein."

Derzeit baut die 2015 gegründete Firma auch das Partnerschaftsgeschäft mit Autohäusern und Elektronikhändlern aus, die mit dem Verkauf auch Versicherungen anbieten. "Wir sprechen auch mit Autoherstellern", sagte Teicke. Namen wollte er nicht nennen. Über kurz oder lang muss Teicke das Thema Börsengang wieder angehen - schließlich wollen die Investoren nach einigen Jahren ihr Geld wiedersehen.

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