Der Investor Nicolas Berggruen hat eingeräumt, dass er bei der Sanierung des Warenhaus-Konzerns Karstadt in den vergangenen vier Jahren entscheidende Fehler gemacht hat. Es sei falsch gewesen, "dass wir nicht früher und entschiedener bei der Sanierung vorgegangen sind und im Grunde notwendige Einschnitte vermieden haben", sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Wir hatten zugesagt, dass wir keine Standorte schließen und in den ersten beiden Jahren alle Mitarbeiter behalten. Das haben wir strikt eingehalten. Aber das hat uns ab 2013 in eine sehr schwierige Situation gebracht. Jede strukturelle Änderung, die wir eingefordert haben, stieß auf Widerstand", sagte Berggruen.
Zugleich verteidigte er sich gegen die Kritik der Gewerkschaften. Diese hatten sich in den vergangenen Tagen erleichtert gezeigt über den Ausstieg des umstrittenen Investors. "Wir haben uns gut benommen", sagte Berggruen. Er habe immer das Beste für Karstadt gewollt und alle Zusagen eingehalten. "Wenn der neue Eigentümer nun Restrukturierungen vornehmen sollte, wird Verdi vielleicht auch nicht glücklich sein", meinte er. "Am Ende müssen sich die Gewerkschaften überlegen, was gut für Karstadt ist. Manchmal ist es bei einer Sanierung eben so: Am Anfang tut es weh, aber langfristig hilft es."
Berggruen geht davon aus, dass der neue Karstadt-Eigentümer René Benko und seine Signa-Holding es leichter haben werden als er: "Signa ist jetzt keine Kompromisse eingegangen mit den Mitarbeitern und Verdi. Signa hat darum mehr Freiheiten." Berggruen deutete zudem an, dass Karstadt in den nächsten Jahren wohl auch Warenhäuser schließen wird. "Kann es in Zukunft, so wie bisher, in fast allen deutschen Städten ein Warenhaus geben? Ich habe da inzwischen meine Zweifel", sagte er.
"Kein finanzieller Erfolg für mich"
Erstmals räumte Berggruen ein, dass der Verkauf an Benko und Signa schon seit Längerem beschlossene Sache gewesen sei - allen öffentlichen Dementis in den letzten Monaten zum Trotz. Er habe sich "schon vor einiger Zeit dafür entschieden, Karstadt komplett an Signa zu übergeben. Wir wollten einen Neuanfang für Karstadt und bis dahin einen geordneten, verantwortungsvollen Übergang."
Berggruen bestritt, dass Karstadt für ihn und seine Investmentfirma Berggruen Holdings ein gutes Geschäft gewesen sei. Auf die Frage, ob er unterm Strich durch die Lizenzgebühren für die Namensrechte von Karstadt 40 Millionen Euro verdient habe, antwortete er: "Es war weniger. Am Endes des Tages war Karstadt kein finanzieller Erfolg für mich."
"Wir haben als Eigentümer Kosten für unser eigenes Management, für unsere Anwälte, unser Team", sagte er. Außerdem habe er Benko die Warenhäuser für einen Euro, also "für nichts überlassen", anstatt den Konzern zu zerlegen und die wertvollen Teile an jemand anders zu verkaufen. "Natürlich hätte ich viel Geld verdienen können, vor allem beim Verkauf der Premiumsparte. Das KaDeWe zum Beispiel ist eine Weltmarke. Aber wir haben das nicht einzeln verkauft, weil ich Karstadt als Ganzes erhalten wollte", sagte Berggruen.