Energie:"Wärmepumpen sind schon wirklich ein heißer Scheiß"

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Sie diskutierten: Christian Feuerherd (zweiter von links), Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Wärme, Axel Gedaschko (ganz rechts), Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, und Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe. (Foto: Christina Dragoi)

Klimagerechte, bezahlbare, warme Wohnungen - geht das überhaupt zusammen? Vertreter aus Wirtschaft und Umweltschutzvereinen diskutieren die Herausforderungen.

Von Miriam Dahlinger

Die Klimaerhitzung und steigende Energiekosten stellen die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Heizen müssen die Menschen weiter, aber wie bleiben die Preise bezahlbar und die Emissionen unter Kontrolle? Die Ampelkoalition jedenfalls will die Vorgaben fürs Heizen reformieren, weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energien. Laut Gesetzentwurf müssen alle neuen Heizungen ab 2024 mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Wie die Deutschen ihre Wohnungen oder Häuser heizen, wird sich in vielen Fällen also sehr bald ändern. Klimagerecht, bezahlbar, warme Wohnungen - geht das überhaupt zusammen? Darüber wurde beim SZ-Wirtschaftsgipfel Salon diskutiert.

Heizungen sind längst nicht mehr nur etwas, das man einfach aufdreht und worüber man sonst nicht mehr nachdenkt, sondern eines der kontroversesten gesellschaftlichen Themen. Darauf können sich an diesem Abend alle Diskutierenden einigen. "Es braucht einen großen gesellschaftlichen Konsens über die Größe und die Bedeutung der Aufgabe", sagt etwa Christian Feuerherd, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Wärme.

Auf dem SZ-Podium im rbb-Turm in Berlin nahmen am Montag Vertreter aus Wirtschaft und Umweltschutzvereinen Platz. Neben Christian Feuerherd, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Wärme, diskutierten Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, und Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe.

Den Gesetzentwurf des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), bewerten insbesondere die Vertreter der Wirtschaft kritisch. "Es gibt keinerlei Regelung im Mieterland Deutschland, wie denn Vermieter und Mieter unterstützt werden", sagt Axel Gedaschko, Vertreter der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Ob die Umstellung für Mieter letztendlich bezahlbar sei, komme aus seiner Sicht darauf an, ob es Förderungen gebe: "Ohne Unterstützung wird das nicht funktionieren." Ähnliches fordert Christian Feuerherd von Vattenfall auch für das Fernwärmenetz: "Wenn wir diesen Umstieg auf erneuerbare Technologien forcieren, und das tun wir hier in Berlin, dann braucht das genauso wie in den Ein- oder Zweifamilienhäusern Fördermittel, um das zu unterstützen. "

Die Gäste beim SZ-Salon in Berlin. (Foto: Christina Dragoi)

Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe warnte unterdessen davor, das Thema der Bezahlbarkeit nur aus kurzfristiger Perspektive zu betrachten. "Unsere Wärmeversorgung kann zukünftig nur bezahlbar bleiben, wenn sie auch klimagerecht ist", sagte Staudt. Es ärgere sie, wenn Menschen in der aktuellen Diskussion das Gefühl vermittelt werde, "dass man die Leute vor diesem Gesetz oder vor diesem Vorhaben schützen muss, um ihnen etwas Gutes zu tun". Das Gegenteil sei der Fall. "Es geht ja darum, alle Leute in die Lage zu versetzen, dass sie eben unabhängig von fossiler Versorgung werden", so Staudt.

Auch bei der Infrastruktur für die Stromversorgung sieht es noch nicht gut aus

Trotzdem sei es auch aus ihrer Sicht beim Thema Heizungstausch noch nicht gelungen, "eine sinnvolle soziale Flankierung reinzubekommen". Vor allem bei der Gebäudesanierung brauche es zielgerichtete Fördermittel, um spezifisch Zusatzkosten, die beispielsweise für Dämmung entstünden, auch abzufedern sowie eine priorisierte Sanierung von Mehrfamilienhäusern mit hohem Anteil an Sozialwohnungen.

Axel Gedaschko vom Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und Christian Feuerherd von Vattenfall Wärme bemängeln darüber hinaus den Zustand der Infrastruktur für die Stromversorgung. Als weitere Problemfelder nannte Feuerherd den Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Fachkräftemangel. Aus Sicht des Energiekonzern-Vertreters werde etwas erwartet, wofür die erforderlichen Voraussetzungen fehlten. Dass der Markt das Problem löse, halte er für eine "faktische Unmöglichkeit".

Ob es überhaupt noch Alternativen zur Wärmepumpe gibt? "Am Ende finden Sie immer eine Wärmepumpe in der Klimaneutralität", sagt Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe. So sieht das auch der Vertreter der Wohnungs- und Immobilienunternehmen: "Wenn eine Wärmepumpe geht, würde ich eine Wärmepumpe nehmen", sagte Axel Gedaschko. "Wärmepumpen sind schon wirklich ein heißer Scheiß mittlerweile."

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