Volkswagen:Die Abgaskrise wird für VW verdammt teuer

Würde Volkswagen jeden betroffenen Kunden mit der zuletzt kolportierten Summe entschädigen, müsste der Konzern wohl zerschlagen werden.

Kommentar von Ulrich Schäfer

Nur mal angenommen, Volkswagen würde wirklich jedem getäuschten Diesel-Kunden 5000 Dollar Entschädigung bezahlen - der Konzern wäre in seiner heutigen Form am Ende. Müsste zerschlagen werden. Müsste wichtige Firmenteile verkaufen, die Lastwagen, Audi, Porsche, was auch immer.

Diese Erkenntnis ist das Ergebnis simpler Mathematik: Bekäme jeder Kunde in den USA, der vom Diesel-Skandal betroffen ist, tatsächlich 5000 Dollar - so wie es die Kläger gerne hätten - dann würde das bei 600 000 Kunden im Extremfall drei Milliarden Dollar ausmachen. Auch der mögliche Rückkauf der Autos dürfte nicht billig sein. Weltweit sind elf Millionen Autos betroffen. Wenn VW wirklich alle mit 5000 Dollar entschädigen müsste, hieße das: Der Konzern müsste 55 Milliarden Dollar ausgeben, also fast 49 Milliarden Euro.

Dazu kämen - nur um die Dimensionen aufzuzeigen, die die US-Umweltbehörde EPA angedroht hat - im schlimmsten Fall Strafen von 18 Milliarden Dollar. Alles zusammen würde den Konzern, der in seinen besten Jahren einen Gewinn von gut zehn Milliarden Dollar gemacht hat, zerreißen. Die Geschichte früherer Schadenersatzfälle lehrt allerdings: Am Ende wird es deutlich billiger als angedroht. Meist gibt es einen Kompromiss, und nicht alle auf der Welt kommen dabei gleich gut weg. Im Fall von VW heißt das aber: Es wird immer noch verdammt teuer.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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